17.04.2013 / Feuilleton / Seite 12

Im Osten Wiesbaden

Mit der Preisverleihung endete am Dienstag abend in Wiesbaden das 13. goEast-Festival des mittel- und osteuropäischen Films. Den mit 10 000 Euro dotierten Hauptpreis gewann der deutsch-georgische Spielfilm »Die langen hellen Tage«, in dem zwei 14jährige Freundinnen Anfang der 90er in Tbilissi recht unterschiedlich mit der Brutalisierung der Gesellschaft fertigwerden. Es handelt sich um das Regiedebüt von Nana Ekvtimishvili und Simon Groß. Die Georgierin hat an der Potsdamer Filmhochschule Drehbuch studiert, der Berliner in München Regie. Für ihr Coming-of-Age-Drama haben die beiden in Georgien die Produktionsfirma Polare Film gegründet. Den ebenfalls mit 10000 Euro dotierten Dokumentarfilmpreis nahm die russische Regisseurin Ljubow Arkus für »Anton ist hier« entgegen, in dem sie einen autistischen Teenager porträtiert. Ausgangspunkt sind lyrische Skizzen des Jungen. Arkus stellt der distanzierten Beobachtung vieler Kollegen mit ihrem späten Debütfilm das Prinzip Intervention entgegen, setzt sich für ihren jugendlichen Titelhelden bei den Behörden und anderswo ein. Die gebürtige Ukrainierin schloß 1984 ein Studium an der legendären Moskauer Filmhochschule WGIK erfolgreich ab, war literarische Sekretärin für Wiktor Schklowski, Dramaturgin bei Lenfilm Studios und von 2006–2011 Dozentin an der Petersburger Filmhochschule. Ihre reiche Filmsprache hat die Jury genauso überzeugt wie ihr Mitgefühl. Festivalleiterin Gaby Babic freute sich bei der Verleihung »über die erneut gestiegenen Besucherzahlen«. Mehr als 10000 Zuschauer wurden bei goEast in diesem Jahr gezählt. (jW)
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