20.03.2013 / Kapital & Arbeit / Seite 9

China braucht BRD-Technologie

Bertelsmann-Studie: Asiatische Wirtschafts- und Exportmacht stark von deutschen Exporten abhängig

China ist strategisch deutlich stärker von deutschen Produkten abhängig als die Bundesrepublik von Waren »Made in China«. Das geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Studie des Prognos-Instituts im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung hervor. Käme es zu Lieferengpässen im deutschen Maschinenbau, drohten demnach vor allem Chinas Exportsektor große Probleme. Denn hier wird der Großteil der deutschen Anlagen eingesetzt. Betroffen wäre damit eine tragende Säule des chinesischen Wirtschaftswachstums.

»Der deutsche Maschinenbau spielt für Chinas Industrie eine Schlüsselrolle«, sagte Helmut Hauschild, Direktor des Programms Deutschland und Asien der Bertelsmann-Stiftung. Für Deutschland ist das Reich der Mitte dagegen vor allem als Lieferant von Textilien und Computern wichtig. Die Abhängigkeit von chinesischen Büromaschinen, Computern und Laptops ist groß. Hier wuchs der Anteil der Lieferungen seit 1992 von unter einem auf nahezu 44 Prozent derzeit. Da es sich bei einem Großteil der Importe aus China allerdings um Konsumgüter handele und China kein Monopol in der Herstellung besitze, sei die strategische Abhängigkeit Deutschlands geringer als umgekehrt, analysiert die Studie. (dapd/jW)Neuer Chefaufseher bei Neuer Chefaufseher bei ThyssenKrupp

Essen. Machtwechsel bei Thyssen­Krupp: Der Aufsichtsrat hat am Dienstag den früheren Firmenlenker des Waschmittelkonzerns Henkel Ulrich Lehner zum neuen Chefkontrolleur des Stahlproduzenten gewählt. Der 66jährige Manager löst Gerhard Cromme ab, der zum Monatsende aus dem Unternehmen ausscheidet.

Das Essener Traditionsunternehmen steckt in einer tiefen Krise. Milliardenverluste durch Fehlinvestitionen in Nord- und Südamerika haben die Finanzkraft des Stahlkonzerns untergraben. Außerdem hat eine Flut von Kartellskandalen den Ruf des Unternehmens schwer geschädigt.

Allerdings gehört Lehner dem ThyssenKrupp-Aufsichtsrat bereits seit 2008 an. Er hatte deshalb auch einige Fehlentscheidungen der Vergangenheit mitgetragen. Seine Wahl gilt für viele Beobachter deshalb nicht als Neubeginn.

Auch der tatsächliche Herr des Unternehmens, der 99jährige Krupp-Stiftungschef Berthold Beitz, hatte erklärt, weitermachen zu wollen. Die Stiftung hält eine Sperrminorität am Konzern und kann somit das Unternehmen strategisch führen. Inzwischen ist eine Kapitalerhöhung im Gespräch. Die könnte die beherrschende Stellung der Stiftung gefährden. (dapd/jW)
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