16.03.2013 / Aktion / Seite 16

junge Welt? Eine Einladung

Eine andere Zeitung ist schon heute möglich

Die Tageszeitung junge Welt ist anders: In anderen Zeitungen ist Che Guevara der Schlächter von Havanna oder Fidel Castro der Diktator Kubas. Von Hugo Chavéz, dem vor kurzem verstorbenen Staatspräsidenten Venezuelas, wird in Frankfurter Rundschau und Berliner Zeitung in dieser Woche behauptet, er habe »das ganze Land in Armut gestürzt«. Da wird zwar mit Menschenrechten, Korruption und Freiheitsbeschränkung argumentiert, das alles interessiert aber nicht wirklich. Der Haß von Regierungen und Medien nährt sich aus dem Umstand, daß diese Personen das Heiligste angegriffen haben – die Eigentumsverhältnisse im Lande. Nur wer den Reichen etwas nimmt, kann den Armen etwas geben. Wer aber danach handelt, macht sich unbeliebt bei den Besitzenden und den von ihnen ausgehaltenen Regierungen und Medien.

Allerdings reicht dazu schon, für eine gerechtere Verteilung auch nur einzutreten. Wir haben diese Woche über den Tübinger Altstadtrat Gerhard Bialas berichtet, der seit 1951 vom Verfassungsschutz und seinen Vorgängern beobachtet wird – und der auch heute noch mit 81 Jahren unter Beobachtung steht. Was der Mann sich hat zuschulden kommen lassen? Er ist noch immer Kommunist. Teile der Linkspartei werden beargwöhnt – solange auch sie sich nicht in jeder Hinsicht von den schlimmsten Verbrechen der DDR distanzieren: Der internationalen Solidarität, der Friedenssicherung und vor allem der Behinderung der uneingeschränkten Entfaltung des deutschen und internationalen Kapitals. Und nicht zuletzt wird die junge Welt mit Prozessen überzogen und vom Verfassungsschutz beobachtet, weil sie »die Errichtung einer sozialistischen Gesellschaft propagiert«.

Die junge Welt ist aber keine Partei oder Organisation, sie ist nicht einmal von einer Partei oder Organisation abhängig. Sie ist nichts anderes als ein journalistisches Produkt, eine Tageszeitung, die aber nicht verschweigt, wo sie steht, welche Position sie einnimmt, wessen Interessen sie vertritt. Soviel Unabhängigkeit ist möglich, weil sie der Genossenschaft ihrer Leserinnen und Leser gehört. Und soviel Selbständigkeit kann nur verteidigt und ausgebaut werden, wenn die Zeitung über ausreichend Leserinnen und Leser verfügt. Wir möchten Sie deshalb einladen, diese Zeitung zu lesen. Und wenn sie Ihnen gefällt, uns bei ihrer Verbreitung behilflich zu sein. Denn andere Zeiten sind irgendwann einmal möglich. Eine andere Zeitung schon heute.

Redaktion, Verlag, Genossenschaft der Tageszeitung junge Welt
https://www.jungewelt.de/artikel/198167.junge-welt-eine-einladung.html