09.08.2012 / Feuilleton / Seite 13

Maetzig tot

Der Regisseur Kurt Maetzig ist im Alter von 101 Jahren in seinem Haus in Mecklenburg-Vorpommern gestorben. Das teilte die DEFA-Stiftung am Mittwoch mit. Das Filmhandwerk lernte Maetzig in der Kopieranstalt seines Vaters und mit einem eigenen Trickatelier. Weil seine Mutter Jüdin war, entzogen ihm die Nazis 1937 die Arbeitserlaubnis. 1944 trat Maetzig der KPD bei. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges entstand unter Maetzigs Gesamtleitung die Wochenschau »Der Augenzeuge«. Ende 1945 gehörte Maetzig zu den Mitgründern der DEFA. 1947 drehte er seinen ersten Spielfilm »Ehe im Schatten«, für den er sogar in Westdeutschland einen »Bambi« erhielt. In der DDR avancierte Maetzig 1954/55 mit seinen beiden Ernst-Thälmann-Filmen zum staatlich gefeierten Starregisseur. Zehn Jahre später probierte Maetzig aus, wie politisch eine private Liebesgeschichte sein konnte: Sein Film »Das Kaninchen bin ich« wurde auf dem berühmten 11. Plenum der SED kassiert. Sehr anrührend ist Maetzigs Science-Fiction-Film »Der schweigende Stern« von 1960, in dem die atomare Bedrohung ausgerechnet auf der Venus gestoppt werden soll. Maetzig meinte nach 1989: »Wir haben versucht, einen Sozialismus zu schaffen, der unseren Idealen näher kam, als das, was wir erleben mußten.« (jW)
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