22.02.2012 / Schwerpunkt / Seite 3

Kandidatenkür: Gauck soll heiraten

Die Passauer Neue Presse zitierte den CSU-Familienpolitiker Norbert Geis am Dienstag mit den Worten: »Es dürfte wohl im Interesse des Herrn Gauck selbst sein, seine persönlichen Verhältnisse so schnell als möglich zu ordnen, damit insoweit keine Angriffsfläche geboten wird.« Gauck ist seit 1959 verheiratet und hat vier Kinder. Von seiner Frau lebt er seit 1991 ohne Scheidung getrennt. Seit 2000 ist er mit der Ressortleiterin bei der Nürnberger Zeitung Daniela Schadt liiert. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) fand Kritik an den Lebensverhältnissen Gaucks »stillos«. Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) erklärte, er sei da konservativ: »Die Frau, mit der ich zusammenlebe und auch weiter zusammenleben will, die kann ich doch auch heiraten.«

Der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele kritisierte in der Frankfurter Rundschau die Äußerung Gaucks, die Proteste gegen die Macht der Banken seien »unsäglich albern«. Der Vorsitzende des Islamrats, Ali Kizilkaya, sagte der Nachrichtenagentur AFP zu Gaucks Äußerungen über Thilo Sarrazin: »Das haben die Muslime mit Bedauern zur Kenntnis genommen. Ein bißchen irritiert hat er schon mit diesen Äußerungen.« Er könne nur hoffen, daß Gauck als Bundespräsident einen »umfassenderen Blickwinkel« haben werde. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, erklärte gegenüber AFP: »Es ist ein Bundespräsident gefordert, der nicht spaltet, sondern versöhnt.« Gauck hatte Sarrazin »Mut« für sein Buch »Deutschland schafft sich ab« bescheinigt. Der frühere Linke-Chef Oskar Lafontaine sagte der Saarbrücker Zeitung vom Dienstag, Gauck sei auch wegen seiner Zustimmung zu Hartz IV und dem Afghanistan-Krieg nicht wählbar. Den Vorschlag des Linken-Jugendverbandes [solid], die Partei solle den Kabarettisten Georg Schramm als Gegenkandidat zu Gauck aufstellen, nannte Lafontaine »interessant«.

(dapd/AFP/jW)
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