20.02.2012 / Feuilleton / Seite 12

Thomas Langhoff tot

Im Alter von 73 Jahren ist am Samstag der Berliner Schauspieler und Theaterregisseur Thomas Langhoff gestorben. Aufgrund seiner Neigung zum literarischen Theater nannte er sich selbst einmal »altmodisch«, andere erkannten in ihm einen »Großkünstler der Beiläufigkeit«, bzw. einen »Meister des spätbürgerlichen Realismus«. Als ihm 2001 der damalige CDU-Kultursenator Peter Radunski aus rein ideologischen Motiven heraus seinen Vertrag als Intendant des Deutschen Theaters in Berlin, dem er ab 1990 vorgestanden hatte, nicht verlängerte, glaubten manche Journalisten, dies sei das Ende der DDR auf der Theaterbühne. Langhoff allerdings war immer viel weniger Pathetiker als Analytiker mit einem lyrischen Unterton. Er kam aus dem DDR-Fernsehen und inszenierte am Berliner Maxim Gorki, ab 1980 als Gastregisseur an den Münchner Kammerspielen. Am DT gab er Hebbel, Tschechow, Shakespeare und Gorki.

Dort hatte auch schon sein Vater Wolfgang Langhoff fast zwanzig Jahre als Intendant gewirkt, bis er 1963 über seine Inszenierung von Peter Hacks Stück »Die Sorge und die Macht« stürzte. Als Kommunist hatten ihn die Nazis 1933/34 ins KZ gesperrt, wo er einer der Autoren des berühmten Liedes »Moorsoldaten« wurde. 1934 emigrierte er in die Schweiz. Thomas Langhoff wurde 1938 in Zürich geboren. 1948 zog er mit seiner Familie nach Ostberlin.

Die Langhoffs gelten als Theaterfamilie: Matthias, der Bruder von Thomas Langhoff, verantwortete in den 1970er Jahren zusammen mit Benno Besson und Fritz Marquart die künstlerisch interessanteste Zeit der Volksbühne. Die Söhne von Thomas Langhoff, Tobias und Lukas, arbeiten als Schauspieler bzw. als Regisseur. Die Nichte Anna, Tochter von Matthias, ist Autorin und Regisseurin. (jW)
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