05.01.2012 / Sport / Seite 16

Fußball: Monaco wird russisch

Im Stadtstaat Monaco geht der Trend durchaus zur Zweitjacht. Die Reichen umgehen den Steuerdruck, die Arbeitslosenquote beträgt null Prozent, und die monegassischen Banken verwalten geschätzt 80 Milliarden Euro. Nur dem örtlichen Fußball-Verein AS Monaco geht es miserabel. Abgestürzt auf den letzten Platz der zweiten französischen Liga, ruhen nun die Hoffnungen des Champions-League-Finalisten von 2004 auf dem russischen Multimilliardär Dimitri Rybolowlew. Der »Dünger-König«, der nach Angaben des US-Magazins Forbes zu den 100 reichsten Menschen der Welt gehört, kaufte kurz vor Weihnachten die Mehrheit der Anteile von Fürst Albert II. und soll dem siebenmaligen französischen Meister wieder zu alter Blüte verhelfen.

»Die getroffene Vereinbarung öffnet eine neue Seite in der Geschichte des Klubs«, erklärte Albert und wünschte sich, »daß die Mannschaft wieder den Stellenwert der Vergangenheit bekommt, der sie zu einem Juwel des sportlichen Lebens von Monaco machte«. Früher spielten Stars wie Jürgen Klinsmann, Christian Vieri, Emmanuel Adebayor oder Fernando Morientes für AS. Nun sind zumindest die finanziellen Sorgen des Traditionsvereins mit einem Schlag beendet. Rybolowlew verpflichtete sich, in den nächsten vier Jahren 100 Millionen Euro in den Verein zu investieren. Er wohnt zwar seit Jahren in Monaco, war aber bislang als großer Fußballfan noch nicht aufgefallen. Hartnäckig hält sich das Gerücht, die vor einem Genfer Gericht anhängige Scheidung Rybolowlews von seiner Ehefrau Jelena stehe mit seiner Spendierfreude in Verbindung. Jelena fordert nach 23 Jahren Ehe dem Vernehmen nach sechs Milliarden Dollar.

Rybolowlew ist ein typisches Produkt der postsowjetischen Brutal-Ökonomie. Ende der 90er Jahre stand er unter Mordverdacht, kam in Untersuchungshaft, wurde aber nicht verurteilt.

(sid/jW)
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