06.10.2011 / Feuilleton / Seite 13

Immer wieder Handke

Neuer Ärger um den Candide-Preis für Schriftsteller Peter Handke. Nachdem sich der Hauptsponsor zurückgezogen hat, ist nun auch der Gründer des Preises und das Mitglied der Preisjury Gerd Voswinkel im Streit aus dem Literarischen Verein Minden ausgetreten, der den Preis vergibt. »Wir sind völlig unterschiedlicher Auffassung über die Preisvergabe«, sagte er der Nachrichtenagentur dapd. Wie die Zeitung Neue Westfälische berichtet, vertritt Voswinkel die Ansicht, daß er das Copyright auf den Preis besitzt, dieser also künftig ohne ihn nicht vergeben werden kann.

Der Candide-Preis sollte Ende des Monats verliehen werden – ohne die versprochenen 15000 Euro Preisgeld, da der Hauptsponsor, die Kolbus AG aus Rhaden, mit Peter Handke als Preisträger nicht einverstanden war; man störte sich an dessen Kritik des NATO-Kriegs gegen Jugoslawien. Daraufhin hatte Voswinkel verkündet, den Preis an Handke trotzdem verleihen zu wollen und den Ausstieg des Sponsors als Vertragsbruch bezeichnet. Inzwischen distanziert sich der Vorstand des Mindener Vereins von Voswinkel. Er habe in dem Zusammenhang private Gespräche öffentlich gemacht und somit »nicht im Namen des Vorstandes und des Vereins gesprochen«, erklärte der Vereinsvorsitzende Michael Scholz. Voswinkel weist die Vorwürfe zurück: »Ich habe nie private Äußerungen weitergegeben, sondern Aussagen, die im Zuge der Auseinandersetzung um den Preis gefallen sind«, sagte er dapd. Bemerkenswert ist an dieser Affäre, daß beide Seiten, Voswinkel und sein früherer Verein darauf beharren, daß Handke den Preis auf jeden Fall bekommen soll.

2006 gab es schon einmal Streit um eine Auszeichnung für Handke. Damals sollte ihm der Heinrich-Heine-Preis in Düsseldorf verliehen werden, doch verschiedene Lokalpolitiker stießen sich an der politischen Einstellung Handkes, woraufhin dieser auf den Preis verzichtete. Auch den alternativ geschaffenen Berliner Heinrich-Heine-Preis lehnte er ab, regte aber an, daß das Preisgeld in Höhe von 50000 Euro der serbischen Enklave Velica Hoca im Kosovo zu spenden – was dann auch geschah. (dapd/jW)
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