25.07.2011 / Schwerpunkt / Seite 3
Hintergrund: Portugals Schuldenberge
Vor Ausbruch der Weltwirtschaftskrise lag Portugals
Staatsverschuldung mit 67 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP)
2007 noch im Rahmen der Stabilitätskriterien der Euro-Zone,
die eine Höchstverschuldung von 60 Prozent des BIP vorgeben.
Doch die rasch eskalierende Krise ließ auch in Lissabon das
Haushaltsdefizit rasch explodieren, so daß die
Staatsverschuldung in diesem Jahr bereits den Wert der
jährlichen Wirtschaftsleistung des Landes überschreiten
wird.
Allerdings sind Portugals größte Schuldenberge im
privaten Sektor zu finden, wo das Land ein ähnlich hohes
Niveau der Kreditabhängigkeit erreicht hat wie Spanien. Gut
zwei Drittel der privaten Gesamtverschuldung von etwas mehr als 200
Prozent des BIP sind auf die Privatwirtschaft, der Rest auf
Privathaushalte verteilt. Im Verhältnis zum Eigenkapital liegt
die durchschnittliche Kreditbelastung von portugiesischen
Unternehmen bei 140 Prozent. Aufgrund der Wirtschaftskrise bedrohen
diese Schuldenberge die portugiesischen Geldinstitute, die ohnehin
bereits am Finanztropf der Europäischen Zentralbank (EZB,
Foto) hängen: Bislang mußten diese rund 39 Milliarden
Euro von der EZB leihen, um liquide zu bleiben. Innerhalb des 78
Milliarden Euro umfassenden Notkreditpakets für Portugal sind
für den Bankensektor zwölf Milliarden reserviert, um bei
größeren Zahlungsausfällen Gegenmaßnahmen
ergreifen zu können.
Zugleich haben die privaten Haushalte in Portugal mit ihrer enormen
Kreditaufnahme die Binnennachfrage belebt und so –
ähnlich wie in Spanien oder Irland – eine
Defizitkonjunktur aufrechterhalten: Die Verschuldung der
Privathaushalte stieg von 18,5 Prozent des verfügbaren
Jahreseinkommens im Jahr 1990 auf 129 Prozent 2007. Dies war
insbesondere für die nun pleitebedrohten Finanzhäuser
äußerst einträglich, die 2007 noch einmal
Nettogewinne in Höhe von 2,9 Milliarden Euro machen konnten
– das waren rund 1,8 Prozent des portugiesischen BIP. (tk)
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