22.07.2011 / Schwerpunkt / Seite 3
Hintergrund: Einziger Standort für Atomwaffen in Deutschland?
Der Fliegerhorst Büchel ist ein Standort der deutschen
Luftwaffe. Er liegt bei Büchel im Landkreis Cochem-Zell in
Rheinland-Pfalz und dient dem Jagdbombergeschwader 33 (JaboG 33)
als Basis.
Büchel gilt zudem als einziger Standort in Deutschland, an dem
US-Atomwaffen gelagert werden. Die deutsche Luftwaffe bildet dort
im Rahmen der »nuklearen Teilhabe« innerhalb der NATO
Bomberpiloten für den Einsatz mit dieser
Massenvernichtungswaffe aus.
Aus Enthüllungen der Internetplattform Wikileaks ging im Jahr
2010 hervor, daß im Gespräch eines Sicherheitsberaters
der deutschen Bundesregierung mit dem US-Botschafter die Lagerung
von 20 Atombomben der US-Streitkräfte in Büchel
bestätigt wurde. Das Verteidigungsministerium
äußert sich bis heute nicht dazu.
Wahrscheinlich werden in den Bunkern des Standortes Büchel 20
US-Atomwaffen des Typs B61 gelagert. Sie sind als frei fallende
Fliegerbomben konzipiert und wurden seit 1968 in großer
Stückzahl in Europa stationiert. Dieser Bombentyp hat eine
maximale Sprengkraft von 340 Kilotonnen TNT, das entspricht etwa
dem 26fachen der Hiroshima-Bombe.
Die deponierten Atomwaffen müssen im Kriegsfall erst vom
Präsidenten der Vereinigten Staaten freigegeben werden. Sie
unterstehen der US Air Force und der 139 Mann starken 702. Munition
Support Squadron (702 MUNSS) der 38. Munitions Maintenance Group
(38 MUNG). Diese US-Einheit ist verantwortlich für Verwahrung,
Bewachung, Wartung und Freigabe des Waffenvorrats der höchsten
Sicherheitskategorie. Die deutsche Luftwaffe unterstützt die
US-Einheit mit der Luftwaffensicherungsstaffel S.
Die Geschichte des ursprünglich bei Münstermaifeld
geplanten Fliegerhorstes Büchel begann in den Jahren 1954 und
1955, als die französische Besatzungsmacht den
Militärflugplatz erbaute und dem 1. Französischen
Luftkommando unterstellte, ohne ihn zu besetzen. Am 13. August 1955
wurde dann der Standort an die Bundeswehrverwaltung übergeben,
und am 15. August rückten die ersten 250 deutschen Soldaten in
den Standort Büchel ein.
Das Geschwader in Büchel wurde vom 1. Juli 1958 an zum
Jagdbombergeschwader 33. Im Dezember 1958 wurde das JaboG 33
offiziell der NATO unterstellt.
Immer wieder ist der Fliegerhorst Schauplatz von Aktionen der
Friedensbewegung, mit denen das Ende der »nuklearen
Teilhabe« in Deutschland gefordert wird.
(jW)
https://www.jungewelt.de/artikel/167480.hintergrund-einziger-standort-für-atomwaffen-in-deutschland.html