20.07.2011 / Feuilleton / Seite 12
Jubel der Woche: Dymna, Rüger
Jegor Jublimov
Frauen und Männern wurde etwas fürs Auge geboten, als die
DEFA 1973 den US-Amerikaner Dean Reed vor die Kamera holte, damit
er Episoden »Aus dem Leben eines Taugenichts«
preisgibt. Er sah unverschämt gut aus, was den Damen gefiel,
aber seine Partnerin als »Die Schöne« war eine
mädchenhafte Polin, knapp über 20, die ihrem Rollennamen
alle Ehre machte. Sie trug noch den für Deutsche schwer
aussprechlichen Namen Anna Dziadyk, heiratete aber bald einen
vielseitigen polnischen Künstler und hieß von da ab Anna
Dymna.
Jetzt wurde auch der Weg für eine internationale Karriere
frei. Anna Dymna spielte neben vielen polnischen Filmrollen auch in
Ungarn bei Miklós Jancsó und immer wieder in der DDR.
So besetzte sie Günter Reisch als Gegenpart zu Ulrich Thein in
dem sozialistischen Gaunerstück »Anton, der
Zauberer« (1978), und sie spielte neben Winfried Glatzeder
die Titelrolle in dem antifaschistischen Fernsehfilm
»Yvonne« (1980), der nach der Erzählung von Jan
Petersen entstand. Auch in reifen Jahren hat Anna Dymna in
großen Filmrollen beeindruckt, so in den neunziger Jahren als
Alkoholikerin in Barbara Sass’ Film »Nur die
Angst«, der auch bei uns zu sehen war. Vor allem aber ist die
schöne Polin, die heute ihren 60. Geburtstag feiern kann, bis
in die Gegenwart eine erfolgreiche Theaterschauspielerin, die seit
ihren Anfängen den Bühnen von Krakow fest verbunden
ist.
Mehr als fünf Jahrzehnte wirkte der gebürtige Leipziger
Günter Rüger am Hans-Otto-Theater Potsdam als
Schauspieler und Regisseur. Schwer zu sagen, ob er hier auf oder
vor der Bühne seine größten Erfolge hatte.
Über 100 Inszenierungen hatte Günter Rüger in
Potsdam zu verantworten, und seine besondere Stärke waren
Stücke des russischen und des sowjetischen Realismus. Aber
auch seine »Maria Stuart« von 1980 war so erfolgreich,
daß sie vom Fernsehen der DDR übernommen wurde. Die
Zuschauer haben Günter Rüger aus vielen Rollen in
Erinnerung. Sein markantes, hageres Gesicht sah man oft als
Pförtner, Straßenfeger, Notenstecher, Pater oder auch
Parteisekretär. Die erste Hauptrolle erhielt er von
Günter Reisch in dem DEFA-Musical »Der Dieb von San
Marengo« (1963). Der Gauner, den er spielte, hieß Ratte
– vermutlich wegen seines spitzen
»Gesichtserkers«. Unvergeßlich bleibt Günter
Rüger als Fred Burger in dem Fernsehfilm
»Klassenkameraden« (1984), einem Gegenwartskrimi, bei
dem Regisseur Rainer Bär Hitchcocks Effekte geschickt
anwendete. Im Theater kann man Günter Rüger, der am
Sonntag 85 Jahre alt wird, noch immer treffen. Schön wäre
es, wenn wir ihm in einer Filmrolle wiederbegegnen könnten!
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