14.07.2011 / Feuilleton / Seite 13
McLuhans Massage
Rafik Will
Im berühmten Jahre 1968 war das Schneiden von Film- und
Tonmaterial noch mühevolle Handarbeit. Damals klebte der
kanadische Medientheoretiker Marshall McLuhan (1911–80) mit
»The Medium is the Massage« eine Soundcollage zusammen,
die noch heute manchen Klangkünstler vor Neid erblassen lassen
dürfte. Das Stück basiert auf dem ein Jahr zuvor
erschienenen Buch McLuhans, dessen durch Fehler beim Setzen
mutierter Titel gleich mit übernommen wurde.
Heute nacht um 0.05 Uhr kann man auf Deutschlandradio Kultur diese
ebenso amüsante wie wenig bekannte Perle der Klangkunst
anhören. Bei der praktischen Umsetzung seiner Theorie halfen
McLuhan der Grafiker Quentin Fiore und der Publizist Jerome Agel.
Die drei nutzen die künstlerischen Möglichkeiten, die man
damals im Tonstudio und am Schneidebrett hatte voll aus. Das
Schnittempo wechselt wie bei einer Achterbahnfahrt. McLuhans Stimme
ist der rote Faden, sie wird hoch- oder runtergeregelt, mit
Halleffekten versehen oder von Stimmen, Geräuschen, Musik
untermalt und unterbrochen. Es geht darum, wie
Informationstechniken mitbestimmen, was und wie der Mensch ist.
McLuhan hat übrigens am 21.Juli seinen hundertsten. Deshalb
widmet ihm Deutschlandradio Kultur am Abend vorher um 19.30 Uhr
eine Sendung.
https://www.jungewelt.de/artikel/167028.mcluhans-massage.html