04.07.2011 / Inland / Seite 5
SPD-Chef fordert Sockelrente
Essen. Angesichts der sich abzeichnenden massenhaften Altersarmut
in Deutschland hat SPD-Chef Sigmar Gabriel eine Sockelrente
gefordert. Nach 35 oder 40 Jahren Vollzeitarbeit solle ein Rentner
deutlich mehr erhalten als die heutige Grundsicherung, »die
ja nichts anderes ist als Hartz IV im Alter«, sagte Gabriel
den Zeitungen der WAZ-Mediengruppe vom Wochenende. In der FDP
stieß Gabriels Vorschlag auf Ablehnung. Eine unabhängig
von der Lebensarbeitszeit berechnete Sockelrente sei keinesfalls
finanzierbar, erklärte deren sozialpolitischer Sprecher
Heinrich Kolb. »Rentenpolitik braucht eine Perspektive und
muß immer auch die langfristigen Wirkungen auf die
Rentenfinanzen im Blick behalten.«
Linksparteichef Klaus Ernst bekräftigte die Forderung seiner
Partei nach Einführung einer Mindestrente. Niemand solle im
Alter weniger als 850 Euro im Monat zum Leben haben, erklärte
er in Berlin. Auf Deutschland rolle »eine Welle der
Altersarmut« zu, seit zehn Jahren stiegen die Renten
langsamer als Löhne und Preise. »Und das Schlimmste
kommt erst noch, weil die Jahrgänge, die jetzt in Rente gehen,
im Durchschnitt niedrigere Rentenansprüche haben.«
Ernst verwies auf Expertenberechnungen, nach denen die gesetzliche
Durchschnittsrente in zehn Jahren unter dem Hartz-IV-Regelsatz
liegen könnte.
(AFP/jW)
https://www.jungewelt.de/artikel/166433.spd-chef-fordert-sockelrente.html