03.06.2011 / Schwerpunkt / Seite 3
»Nie wieder Fujimori«: 15000 gegen Amnestie
»Nie wieder Fujimori« hieß es am vergangenen
Donnerstag auf unzähligen Plakaten, T-shirts und Fahnen in
ganz Peru. Zehntausende waren in mehreren Städten des Landes
dem Aufruf des Dachverbandes peruanischer Menschenrechtsgruppen
gefolgt und warnten vor einer Rückkehr des Expräsidenten
Alberto Fujimori und seiner Gefolgschaft in den Regierungspalast,
sollte dessen Tochter die Stichwahlen am Sonntag gewinnen.
Ein Sieg Keiko Fujimoris »wäre die Bestätigung
dafür, daß uns weder die Menschenrechtsverletzungen noch
die Toten und die Korruption interessieren«, die es
während der Regierung ihres Vaters gegeben hat, »sondern
nur die Stabilität des ökonomischen Modells«, sagte
die Vorsitzende des Dachverbandes der peruanischen
Menschenrechtsgruppen, Rocio Silva Santisteban, bei einer
Demonstration in der Hauptstadt Lima, an der sich 15000 Menschen
beteiligten. Alberto Fujimori, der das Land zwischen 1990 und 2000
regierte, sitzt momentan wegen 25fachen Mordes, schwerer Korruption
und Folter in einem Polizeigefängnis.
Silva Santisteban und ihr Verband befürchten nicht nur,
daß Keiko Fujimori als Präsidentin ihren Vater
amnestieren könnte. Sie rechnen auch mit Versuchen, bereits
verurteilte Regimeanhänger zu begnadigen. In der bisher eher
schleppend verlaufenden juristischen Aufarbeitung der
Menschenrechtsverletzungen und Korruptionsskandale der Regierung
Fujimori sind insgesamt 58 Urteile wegen Mord und Entführung
von Personen erfolgt. Gegen 400 höhere Militärs und
Polizisten laufen aktuell Gerichtsverfahren. Geht es nach Rafael
Rey, könnten diese bald eingestellt werden. Der
Vizepräsidentschaftskandidat von Fujimori hat bereits
angekündigt, eine Initiative für ein Amnestiegesetz auf
den Weg bringen zu wollen.
(js)
https://www.jungewelt.de/artikel/164872.nie-wieder-fujimori-15000-gegen-amnestie.html