30.05.2011 / Schwerpunkt / Seite 3
Greenpeace: Plan für Ausstieg bis 2015
Anläßlich des Atom-Treffens von Bundeskanzlerin Angela
Merkel (CDU) mit den Spitzen der Regierungskoalition sind 50
Greenpeace-Aktivisten am Sonntag morgen auf das Brandenburger Tor
geklettert. Sie entrollten ein drei Meter hohes und 18 Meter
breites Transparent mit den Worten »Jeder Tag Atomkraft ist
einer zuviel«. Darunter prangte ein großes zum
Totenkopf umstilisiertes Atomzeichen.
»Mit jedem Tag, den die Atommeiler länger laufen als
unbedingt nötig, setzen die Politiker die Menschen in
Deutschland einem nicht hinnehmbaren Risiko aus«, sagt Anike
Peters, Energieexpertin von Greenpeace. »Die Politiker haben
geschworen, Schaden vom deutschen Volk abzuwenden. Fukushima hat
gezeigt, daß ein atomarer Super-GAU auch in einem
Industrieland jederzeit passieren kann.«
Nach der japanischen Reaktorkatastrophe habe Angela Merkel einen
Atomausstieg »so schnell wie möglich« versprochen.
» Die Zeit ist gekommen, diese Ankündigung
einzulösen. Nur durch einen schnellstmöglichen
Atomausstieg kann die Politik ihre Glaubwürdigkeit
zurückgewinnen«, so die Greenpeace-Expertin.
Zu den Pressemeldungen, die von der Bundesregierung eingesetzte
Ethikkommission habe in ihrem noch unveröffentlichten Bericht
einen Atomausstieg innerhalb eines Jahrzehnts empfohlen, sagte
Peters: »2021 ist für Greenpeace absolut
inakzeptabel«. Wenn die Ethikkomission tatsächlich einen
derart langsamen Ausstieg empfehle, sei das ethisch nicht
vertretbar.
Greenpeace hat im Energiekonzept »Der Plan«
vorgerechnet, wie ein Ausstieg bis 2015 zu bewerkstelligen
wäre. Die sieben ältesten Atomkraftwerke und der
Pannenreaktor Krümmel werden darin noch 2011 endgültig
stillgelegt. Die Umweltschutzorganisation hat mit diversen Studien
belegt, daß ein Atomausstieg nicht nur ohne negative Folgen
für Wirtschaft, Klimaschutz und Gesellschaft möglich ist,
sondern darüber hinaus sogar eine Chance für das
Wirtschaftswachstum darstellt. (jW)
https://www.jungewelt.de/artikel/164682.greenpeace-plan-für-ausstieg-bis-2015.html