04.05.2011 / Schwerpunkt / Seite 3
Kleine Chronik
Osama bin Ladens neun Leben
Am 26. Dezember 2001 berichtete der US-Nachrichtensender FoxNews
unter Berufung auf Quellen im US-Geheimdienst, Osama bin Laden sei
bereits im November 2001 an seinem schweren Nierenleiden gestorben.
Am 18. Januar 2002 erklärte der damalige pakistanische
Präsident Pervez Musharraf, daß der Al-Qaida-Chef am 15.
Dezember 2001 das Zeitliche gesegnet habe. Am 17. Juli 2002
verkündete Dale Watson, Chef der Antiterrorabteilung des FBI,
daß Osama bin Laden höchstwahrscheinlich tot sei. Er
bekräftigte diese Vermutung in den folgenden Jahren
wiederholt. Im Oktober 2002 schließlich wurde
»OBL« vom afghanischen Präsidenten Hamid Karsai in
einem CNN-Interview totgesagt. US-Senator Harry Reid mutmaßte
im November 2005, der Gesuchte sei bei einem Erdbeben in Pakistan
ums Leben gekommen.
Im September 2006 spielte der französische Nachrichtendienst
der Presse einen Bericht zu, wonach Osama bin Laden in Pakistan
gestorben sei. Am 2. November 2007 erklärte die frühere
pakistanische Ministerpräsidentin Benazir Bhutto im TV-Sender
Al-Dschasira, bin Laden sei von Taliban-Chef Mullah Omar
getötet worden. Im März 2009 äußerte der
ehemalige US-Geheimdienstoffizier Angelo Codevilla, inzwischen
Professor für Politik an der Universität Boston,
daß »alle Beweise darauf hindeuten, daß Elvis
Presley lebendiger ist als Osama bin Laden«. Im Mai 2009
erklärt Pakistans Präsident Asif Zardari, daß auf
der Grundlage nachrichtendienstlicher Hinweise bin Laden seit
Jahren tot sei.
Am 1. April, nein am 1. Mai 2011, verkündete US-Präsident
Barack Obama, daß der US-Staatsfeind Nummer eins im Rahmen
einer US-Geheimdienstoperation in Pakistan erschossen worden
sei. Seine Leiche wurde umgehend im Meer entsorgt. Bedenkt man
aber, mit welcher Freude die Fotos von der Gefangennahme und der
Exekution Saddam Husseins in der US-Öffentlichkeit kommentiert
wurden, erscheint es seltsam, daß sich Obama nun einen Public
Relations Coup hat entgehen lassen. Die Sache stinkt, nicht
zuletzt stammen alle nun in den Medien kolportieren Szenarien
der Kommandoaktion in Abbottabad von den US-Diensten. Denen glaubt
die Welt, spätestens seit den Lügen im Vorfeld der
Irak-Invasion, ohnehin nichts mehr. (rwr)
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