08.04.2011 / Feminismus / Seite 15
Ei-Debatte in den an.schlägen
Wien. Gewohnt originell tritt das feministische Monatsmagazin
an.schläge aus Wien der Leserin in seiner Aprilausgabe
entgegen. Das Titelthema mehrdeutig und nur auf den ersten Blick
österlich anmutend: »Mein Ei gehört mir?« Es
geht um die auch in der BRD heftig geführte politische Debatte
um die Präimplantationsdiagnostik (PID), also die Untersuchung
von im Reagenzglas gezeugten Embryonen auf mögliche
Erbschäden und das anschließende
»Aussortieren« der »schlechten«. In beiden
Ländern ist PID bislang verboten. Die Titelzeile erinnert
einerseits an frühere Kampagnen für das
Selbstbestimmungsrecht der Frau über ihren eigenen Körper
(»Mein Bauch gehört mir!«), das folgende
Fragezeichen deutet aber an, daß die Sache bei einer
Selektion eines »Wunschbabys« außerhalb des
Körpers die Dinge eben nicht so einfach sind. Gleich vier
Beiträge im Heft widmen sich dem schwierigen Thema.
Eine weitere, auch in der Bundesrepublik sehr aktuelle
Auseinandersetzung ist die um das von den amtierenden Regierungen
beider Länder geplante automatische gemeinsame Sorgerecht auch
für nicht zusammenlebende Eltern, in Österreich
»gemeinsame Obsorge« genannt. Im
an.schläge-Interview begründet Familienanwältin
Helene Klaar, warum diese Gesetzesänderung eine Schikane
gegenüber Alleinerziehenden und ein Rückschritt zum
patriarchalen Familienrecht wäre.
Außerdem im Heft: Beiträge zu den geplanten
Verschärfungen im österreichischen
»Fremdenrecht«, über Geschlechterverhältnisse
als Gegenstand der Rechtsextremismusforschung und eine sehr
lesenswerte Analyse zur Lage der Frauen in Ägypten nach der
erfolgreichen Februarrevolte, deren Kampf um Gleichberechtigung
durch westlichen Interventionismus unter dem Vorwand der
Frauenbefreiung und feministischen »Maternalismus«
erschwert wird. (jW)
https://www.jungewelt.de/artikel/162072.ei-debatte-in-den-an-schlägen.html