06.04.2011 / Antifaschismus / Seite 15
Fritz Bringmann gestorben
Neuengamme. Die Arbeitsgemeinschaft Neuengamme trauert um ihren in
der Nacht zum 31. März 2011 im Alter von 93 Jahren
verstorbenen Ehrenpräsidenten Fritz Bringmann.
Fritz Bringmann hat seine Jugend in Gefängnissen und
Konzentrationslagern verbracht. Er überlebte seine von 1935
bis 1945 währende Haftzeit im Gestapo-Gefängnis
Lübeck, in den KZ Sachsenhausen, Neuengamme und Osnabrück
und im Zuchthaus Bremen-Oslebshausen. Seinem Widerstand im KZ
Neuengamme kommt in der Geschichte des Lagers eine besondere
Bedeutung zu. Anfang Januar 1942 lehnte er als
Häftlingssanitäter im Krankenrevier einen SS-Befehl zur
Tötung schwer kranker sowjetischer Kriegsgefangener ab. Er
blieb bei seiner Weigerung, auch nachdem er schwere Prügel von
der SS hatte einstecken müssen und trotz der offenkundigen
Gefährdung seines eigenen, damals noch jungen Lebens.
Für Fritz Bringmann endete der Widerstand nicht im Mai 1945.
Konfrontiert mit den Versuchen der Stadt Hamburg, das KZ Neuengamme
möglichst in Vergessenheit geraten zu lassen, wählte er
zusammen mit anderen ehemaligen politischen Häftlingen des KZ
den Weg der aktiven Erinnerung.
Auch seinem unermüdlichen Einsatz ist es zu verdanken,
daß der Jahrzehnte andauernde Skandal der Nachkriegsnutzung
des KZ-Geländes zu Strafvollzugszwecken beendet werden konnte.
Den Abriß der Gefängnisse in Neuengamme in den Jahren
2003 und 2007 durfte Fritz Bringmann noch erleben.
Für seine Verdienste gegen das Vergessen wurde er im In- und
Ausland mehrfach ausgezeichnet. Im Januar 2000 erhielt er das
Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, für das ihn Hamburgs
Bürgermeister Henning Voscherau bereits 1993 vorgeschlagen
hatte. Die Verleihung war zunächst vom damaligen
Bundesinnenminister Manfred Kanther unter Hinweis auf die
politische Gesinnung Fritz Bringmanns abgelehnt worden, der im KZ
Sachsenhausen Kommunist geworden war und blieb.
(jW)
https://www.jungewelt.de/artikel/161968.fritz-bringmann-gestorben.html