Deutschland hat zwar der Libyen-Resolution im UN-Sicherheitsrat die
Zustimmung verweigert, die Fäden des internationalen
Militäreinsatzes laufen aber im Südwesten der
Bundesrepublik zusammen. Die Attacken von Kampfflugzeugen und
Marschflugkörpern gegen die libyschen Regierungstruppen werden
zunächst vom Afrika-Kommando der US-Streitkräfte
(AFRICOM) koordiniert, das sein Hauptquartier in Möhringen bei
Stuttgart hat. Das Regionalkommando steuert alle militärischen
Aktivitäten der USA auf dem afrikanischen Kontinent mit
Ausnahme von Ägypten. Bis zur Schaffung einer dauerhaften
Kommandostruktur soll es die Federführung beim Libyen-Einsatz
»Odyssey Dawn« übernehmen.
AFRICOM ist das jüngste der insgesamt sechs
US-Regionalkommandos. Da nach Schätzungen bis 2015
ungefähr 25 Prozent des US-amerikanischen Öls aus Afrika
kommen werden, arbeiten Lobbyisten seit 2002 daran, die Regierung
in Washington zu bewegen, eine militärische Präsenz in
Afrika, hier vor allem im Golf von Guinea, aufzustellen, um gegen
Wirtschaftskontrahenten – allen voran China – einen
Vorteil zu erlangen bzw. neue Erdölfördergebiete für
die US-Ölindustrie zu sichern. Die Debatte um die Aufstellung
des Africa Command drehte sich daher zunächst darum, ob die
geschätzten fünf Milliarden US-Dollar, die jährlich
für diese Kommandoeinrichtung aufgewendet werden,
gerechtfertigt sind. Präsident George W. Bush verkündete
im Februar 2007 die Gründung des Kommandos, gut anderthalb
Jahre später war das Hauptquartier in den Kelley Barracks in
Möhringen voll einsatzbereit. Zuvor war das ebenfalls bei
Stuttgart ansässige Regionalkommando Europa (EUCOM) für
die militärischen Beziehungen mit den meisten afrikanischen
Staaten zuständig. Der Schwerpunkt von AFRICOM liegt auf dem
Kampf gegen den Terrorismus, der militärischen Zusammenarbeit
mit afrikanischen Partnern und sogenannten humanitären
Einsätzen. Oberkommandierender ist seit knapp zwei Wochen der
US-General Carter F. Ham.
Derzeit sind laut AFRICOM rund 1500 Soldaten und zivile
Mitarbeiter der US-Armee in den Kelley Barracks stationiert. Das
Gelände wurde erstmals 1938 von der Wehrmacht als
Hellenen-Kaserne militärisch genutzt. Nach dem Zweiten
Weltkrieg zogen die US-Streitkräfte ein, die Kaserne wurde
nach dem Kriegshelden Jonah E. Kelley benannt. Während des
Kalten Krieges hatte das VII. Korps der US-Armee hier sein
Hauptquartier. (AFP/jW)