»Bei stagnierendem Gesamtumsatz wird der Kampf um dessen Anteile immer härter«, stellt Kobel fest. »Aggressive Preise, Schnäppchen und Werbung, Unterlaufen tariflicher und gesetzlicher Standards hier, Ausbeutung der die Schnäppchen und Waren produzierenden Arbeiterinnen und Arbeiter überall in der Welt sind Teil dieser gnadenlosen Konkurrenz.« Verschärft werde diese zudem durch die Ausweitung der Ladenöffnungszeiten seit 2007. Die Konzerne, die sich gegenüber der Konkurrenz durchsetzen, machen dennoch riesige Profite. So haben sich die Gewinne der Einzelhandelsunternehmen zwischen 2000 und 2008 von 11,8 auf 20,6 Milliarden Euro erhöht. Der Jahresgewinn pro Beschäftigtem – Teilzeitkräfte eingerechnet – stieg von 4620 auf 7212 Euro. Viele gute Argumente also, in der dieser Tage beginnenden Tarifrunde der Branche ordentliche Gehaltserhöhungen zu fordern.
(jW)
In seinem Tarifpolitischen Jahresbericht für 2010, der in den
aktuellen WSI-Mitteilungen veröffentlicht ist, zieht der
Leiter des WSI-Tarifarchivs in der gewerkschaftsnahen
Hans-Böckler-Stiftung, Reinhard Bispinck, auch eine Bilanz des
vergangenen Jahrzehnts. Diese fällt bescheiden aus. So stiegen
die Tarifeinkommen zwischen 2000 und 2010 zwar um 24,2 Prozent. Der
bei Lohnforderungen üblicherweise zugrunde gelegte
»verteilungsneutrale Spielraum« aus
Produktivitäts- und Preissteigerung war in dieser Zeit mit
28,1 Prozent aber deutlich größer. Die Erhöhung der
Effektivlöhne lag im vergangenen Jahrzehnt gar nur bei 12,7
oder jährlich 1,2 Prozent – das heißt, daß
die Realeinkommen in den meisten Jahren zurückgingen. Auch die
Lohnquote (Verhältnis von Arbeitsentgelten und Volkseinkommen)
fiel von 72,9 auf 67,6 Prozent. (jW)