03.03.2011 / Schwerpunkt / Seite 3
Kriegspolitik wird nicht in Frage gestellt
Die stellvertretende Parteivorsitzende der DKP, Prof. Dr. Nina
Hager, erklärte am Mittwoch zum Rücktritt
Guttenbergs:
Der Freiherr hat sich lange gewunden. Bis zuletzt versuchte der
Adelssproß, die Fälschungen in seiner Dissertation zu
rechtfertigen. Die anderen haben Schuld.
Es war wichtig, daß sich in den vergangenen Tagen Tausende
Akademikerinnen und Akademiker, darunter viele angehende
Doktorinnen und Doktoren zu Wort gemeldet haben. Sie machten durch
ihr Votum eindeutig klar, was sie von Betrügerei und
Betrügern – unabhängig von der Person –im
Wissenschaftsbereich halten. Mittlerweile hat sich sogar sein
»Doktorvater« von Guttenberg distanziert, dessen
wissenschaftliche Redlichkeit und Motivation – wie die
Reputation der Universität Bayreuth – nun selbst
hinterfragt werden muß.
Noch in der Stunde seines Rücktritts verhöhnte Guttenberg
jedoch die ihn kritisierenden Akademikerinnen und Akademiker und
jene Medien, die anders als Bild Aufklärung forderte und
erklärte, er habe die Grenzen seiner Kräfte erreicht.
Welche Grenzen? Jeder Betrüger muß damit rechnen,
daß irgendwann sein Betrug bekannt wird, daß er
Rückhalt und Unterstützung verliert oder gar juristisch
verfolgt wird.
Das weiß auch Kanzlerin Merkel, die bei ihrer Promotion in
der DDR gewiß nicht betrogen hat und auch nicht betrügen
konnte. Warum dann das Festhalten an Karl Theodor? Schweren Herzens
habe sie jetzt seiner Bitte entsprochen, ihn zu entlassen. Für
Merkel ist der Freiherr eine »herausragende politische
Begabung« mit einer »ganz eigenen und
außergewöhnlichen Fähigkeit, die Herzen der
Menschen zu erreichen«.
Offensichtlich werden solche skrupellosen Leute auch heute
gebraucht, um die Politik der Herrschenden durchzusetzen. Vor allem
wenn es um Kriegspolitik geht. Kanzlerin Merkel zitierte wohl auch
deshalb in ihrem Statement zu Guttenbergs Rücktritt aus dessen
Rede, er habe mit »Herzblut« sein Amt für die ihm
anvertrauten Soldatinnen und Soldaten ausgefüllt. Die von ihm
initiierte Bundeswehrreform – der Umbau zur Berufsarmee, die
weltweit agieren kann – sei »nicht nur
wegweisend« und »tief greifend«, sondern auch
»unumgänglich«. (…)
Kaum war Guttenberg zurückgetreten, wurde schon über
seine politische Wiederkehr spekuliert. Zu erwarten ist, daß
Guttenberg bald wieder wie Kai aus der Kiste springen wird. Solche
wie der werden halt gebraucht in dieser Republik.
https://www.jungewelt.de/artikel/160188.kriegspolitik-wird-nicht-in-frage-gestellt.html