26.02.2011 / Feuilleton / Seite 12

Holofernes über die Dummheit

Am Freitag brach die Website der Band Wir sind Helden zusammen – weil zu viele Leute nachlesen wollten, wie die Sängerin Judith Holofernes ein Angebot der Agentur Jung von Matt, für die Bild-Zeitung Reklame zu machen, ablehnte. Anders als Mesut Özil oder Gregor Gysi möchte Holofernes gern darauf verzichten. Holofernes schrieb: »Selten hat eine Werbekampagne so geschickt mit der Dummheit auf allen Seiten gespielt. Da sind auf der einen Seite die Promis, die sich denken: Hmm, die BildZeitung, mal ehrlich, das lesen schon wahnsinnig viele Leute, das wär schon schick… Aber irgendwie geht das eigentlich nicht, ne, weil ist ja irgendwie unter meinem Niveau/evil/zu sichtbar berechnend… Und dann kommt ihr, liebe Agentur, und baut diesen armen gespaltenen Prominenten eine Brücke, eine wackelige, glitschige, aber hey, was soll’s, auf der anderen Seite liegt, sagen wir mal, eine Tüte Gummibärchen. (…) Und dann denken sich diese Promis, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, irgendein pseudo-distanziertes Gewäsch aus, irgendwas ›total Spitzfindiges‹, oder Clever-Unverbindliches, oder Überhebliches, oder… Und glauben, so kämen sie aus der Nummer raus, ohne ihr Gesicht zu verlieren. Und haben trotzdem unheimlich viele saudumme Menschen erreicht! Hurra. Auf der anderen Seite, das erklärt sich von selbst, der Rezipient, der saudumme, der sich denkt: Mensch, diese Bild-Zeitung, die traut sich was.« Holofernes Kommentar: »Ich glaub es hackt«. (jW)

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