Aktuell arbeitet eine Abordnung der jungen Welt in der Karibik. In
diesen Tagen endet dort die 20. Buchmesse in Havanna. Selbstredend
gehören wir auch zur deutschen Delegation von Gewerkschaften,
Organisationen der Kuba-Solidarität und linken Verlagen um das
»Berliner Büro Buchmesse Havanna« herum. Als die
SPD-Grünen-Regierung 2004 die Teilnahme der BRD an dieser
Messe blockierte – angeblich zur Wahrung von Freiheit und
Menschenrechten –, organisierten wir mit Hilfe der
Solidaritätsbewegung für Kuba die Beteiligung deutscher
Verlage in Havanna. Bis zu 56 deutschsprachige Verlage beteiligten
sich jeweils in den Jahren 2004 bis 2007 an den vom Büro
geplanten Auftritten und machten damit den Boykott der
Bundesregierung wirkungslos. Seit 2008 darf nun die Internationale
Abteilung der Frankfurter Buchmesse wieder offiziell einen
deutschen Auftritt in Havanna organisieren – im Auftrag des
Auswärtigen Amtes der Bundesregierung. An der Auflösung
der seit über 50 Jahren währenden Wirtschaftsblockade
durch die USA arbeiten wir noch.
Medienblockade
Um eine andere Blockade geht es letztendlich bei der LiMA 2011, der
8. Akademie für Journalismus, Bürgermedien,
Öffentlichkeitsarbeit und Medienkompetenz, vom 9. bis 13.
März im HTW-Campus in Berlin (
www.linke-medienakademie.de).
Zusammen mit vielen anderen linken Medien wie dem Freitag, dem
Neuen Deutschland und der Tageszeitung bietet die junge Welt ein
Forum für Journalisten, Redakteure von Bürgermedien,
Betriebs- und Stadtteilzeitungen sowie für Blogger,
Flugblattschreiber und interessierte Laien. Wir wollen lernen und
uns darüber austauschen, wie linke Medien qualitativ gewinnen
können. Die Menschen im Land sollen immer mehr an den
zahllosen Desinformationen der bürgerlichen Medienmacht
zweifeln.
Schon ein Wochenende später startet der nächste
Blockadeeinsatz der jungen Welt: Auf der Leipziger Buchmesse werden
Verlagsvertreter, Journalisten und Politiker über das
diesjährige Schwerpunktland Serbien sprechen. Das im Dezember
mit der ehemaligen Teilrepublik Jugoslawiens abgeschlossene
Stabilisierungs- und Assoziationsabkommen loben diese Leute als
wichtigen Schritt und große Chance für Serbien. Wir
legen dagegen das Papier als neoliberalen Akt offen, der zu
Liberalisierung und Deregulierung von Staat und Markt und damit zur
weiteren Verarmung der Bevölkerung führen wird.
Hauptsächlich wollen wir aber am Sonntag, dem 20.März,
zusammen mit dem Wiener ProMedia-Verlag und dem Zambon Verlag aus
Frankfurt/Main über den NATO-Angriff auf Jugoslawien
aufklären: »Zielscheibe Serbien – Krieg, Kontrolle
und Siegerjustiz durch die NATO« heißt das Motto
für sechs Lesungen aus »unbequemen Büchern«
– unter anderem mit dem in den Niederlanden wohnenden
Journalisten Germinal Civikov.
Am heutigen Sonnabend aber geht es in Dresden um eine positive
Blockade. Den Neonazis soll es nicht gelingen, ihren Marsch
für eine erbärmliche Geschichtsklitterung durchzusetzen.
Der Krieg begann nicht mit dem Angriff der Alliierten auf Dresden,
sondern 1939 durch den Überfall der Wehrmacht auf Polen. Der
Kampf der späteren Siegermächte gegen Nazideutschland war
ein Verteidigungskrieg. Hitler und der Reichswehr war das Schicksal
der Dresdener gleichgültig, sie zogen die schützenden
Fliegerstaffeln ersatzlos ab, um sie gegen die Rote Armee
einzusetzen. Das sind Fakten, von denen Neonazis nicht einmal den
Hauch einer Ahnung haben. Ihre Organisationen müssen verboten
werden. Ihr ganzes Vorgehen ist nichts als ein von Kapital und
Politik geduldeter, erneuter Angriff auf das bißchen
Demokratie in diesem Land. Hier in Dresden können sie nur
durch richterlichen Segen und Polizeigewalt die Stadt mit ihrer
demagogischen Grölerei verdrecken. Lassen wir sie nicht durch!
Der Blockadenachbar
Manche haben diese Ausgabe der jungen Welt möglicherweise
schon im Bus nach Dresden gelesen, vielleicht sitzen sie gerade auf
ihr, um den Neonazis den Weg zu blockieren oder sie stecken sie
unter ihre Kleidung, um vor Bullenknüppeln wenigstens etwas
geschützter zu sein. Die junge Welt steht an ihrer Seite. Seit
der ersten Ausgabe vor beinahe genau 64 Jahren kämpft sie mit
der weltweiten antifaschistischen Bewegung gegen alte und neue
Nazis. Wir meinen: Jede Antifaschistin und jeder Antifaschist
braucht die junge Welt. Besorgen Sie sich mit dem nebenstehenden
Formular das kostenlose und nach drei Wochen automatisch endende
Blockadeabo. Und der Sitznachbar soll auch eins kriegen. Am besten
also gleich zwei nehmen.
Andreas Hüllinghorst ist Leiter des Verlags 8. Mai
GmbH