18.02.2011 / Feminismus / Seite 15
»Afghanisierte Frauenhäuser?«
Kabul. Die afghanische Regierung will die Kontrolle über die
Frauenhäuser im Land übernehmen. Nach einer Prüfung
von deren Status habe die Regierung in Kabul sich dafür
ausgesprochen, die Kontrolle über alle derartigen
Einrichtungen ihrem Hause zu übertragen, erklärte
Frauenministerin Husun Bano Ghasanfar am Dienstag. Dies sei Teil
einer »Afghanisierung«, in deren Verlauf einheimische
Regierungsstellen und Sicherheitskräfte mehr Verantwortung im
Land übernähmen. Die Frauenhäuser, in die sich von
häuslicher Gewalt Betroffene flüchten können, werden
derzeit von ausländischen und afghanischen Hilfsorganisationen
betrieben.
Die Ankündigung der Regierung in Kabul stieß bei
Menschenrechtsgruppen auf Kritik. Das Vorhaben könne den
Ausschluß von Frauen aus den Häusern oder verpflichtende
gerichtsmedizinische Untersuchungen der Bewohnerinnen zur Folge
haben, warnte die in den USA ansässige Organisation Human
Rights Watch. Schließlich werde die afghanische Regierung
»zunehmend von konservativen Hardlinern dominiert«, die
das Selbstbestimmungsrecht von Frauen nicht anerkennen wollten.
Einige Konservative und islamische Geistliche vertreten die
Auffassung, daß die Einrichtungen für Prostitution
genutzt werden und Frauen ihren Familien entfremden.
(AFP/jW)
https://www.jungewelt.de/artikel/159468.afghanisierte-frauenhäuser.html