01.02.2011 / Feuilleton / Seite 13
Barry tot
Ohne seine Musik wäre James Bond nur ein gut gekleideter
Auftragskiller und grobschlächtiger Frauenverführer,
heißt es über John Barry. Sicher ist, daß seine
Soundtracks (neben Sean Connerys Arroganz und den wechselnden
Bond-Girls) in nicht unerheblichem Maße dazu beitrugen,
daß aus der Geheimagentenstaffel mehr wurde als eine gut
gemachte Aktionserie. Am Sonntag starb der Komponist John Barry im
Alter von 77 Jahren an einem Herzschlag in New York.
Was genau die Produzenten 1962 dazu verleitet hatte, einen damals
29jährigen, dessen Referenzen die Mitgliedschaft in einer
Armeekapelle und einer relativ erfolgreichen
Rock’n’Roll-Band waren, zu engagieren, um aus Monty
Normans Musikvorlage ein poppiges Titelthema für den ersten
Bond-Film (»James Bond jagt Dr. No«) zu machen, gilt
als ungeklärt. In jedem Fall blieb er dabei. Bis zu seinem
wohl Streitereien geschuldeten Ausscheiden (»ich habe mit
Bond abgeschlossen«) komponierte er neun Filmmelodien,
darunter »Goldfinger« (1964),
»Diamanteinfieber« (1971) und »Moonraker«
(1979). Auch in Hollywood, die Bond-Reihe wurde in London
produziert, war er erfolgreich und erhielt insgesamt fünf
Oscars für seine Kompositionen.
Nach seinem Ausscheiden bei Bond holte ihn Kevin Costner 1990
für seinen Naturwestern »Der mit dem Wolf tanzt«,
der ihm den letzten Academy-Award einbrachte. Danach ging es
künstlerisch bergab. Bis auf wenige Filme wurden die meisten
seiner Musikprojekte in Hollywood abgelehnt. Zuletzt war er im
mäßig erfolgreichen Agentenstreifen »Enigma«
(2001) zu hören. (jW)
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