12.01.2011 / Feuilleton / Seite 13
Gestorben
Die argentinische Tageszeitung página 12 nannte sie einen
»lebenden Mythos und eine Nationalheldin der Kultur«.
María Elena Walsh war eine der Großen in der
argentinischen Populärkultur. Sie verfaßte Gedichte,
schrieb Drehbücher und Essays, insgesamt 40 Bücher
stammten aus ihrer Feder. Berühmt wurde sie aber vor allem
durch ihre Kinder- und Folklorelieder, in denen sie die Lyrik
wieder zurück in eine Zeit transportierte, in der Lyrik nicht
vorgelesen, sondern gesungen wurde.
Walsh erlag am Montag im Alter von 80 Jahren einem Krebsleiden in
Buenos Aires. Ihre Kunst war immer politisch. Bereits im Alter von
22 verließ im Jahr 1952 das damals von Juan Domingo
Perón regierte Land ins Pariser Exil, weil sie wie viele
Künstler das intellektuelle Klima im Land als zu eng empfand.
Während der Militärdiktatur zwischen 1976 bis 1983
weigerte sie sich zu Komponieren und vor Publikum aufzutreten.
Gleichzeitig erlangten viele ihrer Lieder Symbolstatus in der
Widerstandsbewegung. Nach der Rückkehr zur Demokratie im Jahr
1983 erhielt sie neben zahlreichen Literaturpreisen auch
Auszeichnungen für ihren Einsatz für die
Menschenrechte.
(jW)
https://www.jungewelt.de/artikel/157268.gestorben.html