10.01.2011 / Kapital & Arbeit / Seite 9
Bahn-Chef räumt Defizite ein
Berlin. Angesichts des Winterchaos bei der Deutschen Bahn (DB) hat
Konzernchef Rüdiger Grube Defizite seines Unternehmens
eingeräumt. Trotz einer besseren Vorbereitung auf den Winter
in diesem Jahr gebe es »nichts schönzureden«,
sagte Grube gegenüber Bild am Sonntag (BamS). Verkehrsminister
Peter Ramsauer (CSU) drohte den Verantwortlichen mit Konsequenzen
für mögliches Fehlverhalten.
Grube bat vor einem Sondertreffen der Landesverkehrsminister am
Montag zugleich um »Fairneß« bei der Bewertung
von Zugverspätungen und -ausfällen. Der Dezember sei der
»härteste Wintermonat seit über vier
Jahrzehnten« gewesen.
Ramsauer schrieb in der BamS, wenn sich herausstelle,
»daß es vermeidbares Chaos gab, muß es
Konsequenzen geben«. Das Winterwetter und Fehler in der
Vergangenheit taugten nicht »als Ausrede«. Der Minister
kritisierte die Bahn auch für den Sparkurs der vergangenen
Jahre: »Reserven wurden abgebaut, Personal eingespart«.
Jetzt müsse das Unternehmen mit einer »Qualitäts-
und Investitionsoffensive« reagieren. Bislang setzt die
Bundesregierung selbst allerdings noch darauf, mit Hilfe der Bahn
den Staatshaushalt zu sanieren. Die Sparbeschlüsse der
schwarz-gelben Koalition sehen vor, daß die DB jährlich
eine Dividende von 500 Millionen Euro an ihren Eigentümer, den
Bund, überweisen soll. Dies will Ramsauer offenbar nicht
ändern. Es sei »etwas völlig Normales, daß
der Eigentümer eines Unternehmens, wenn das Unternehmen gut
wirtschaftet, auch einen Teil des Gewinns als Dividende
entnimmt«, sagte der Minister am Sonntag im ZDF. Er werde
aber darauf drängen, daß die Dividende
»weitestmöglich« für Investitionen in den
Verkehrsbereich genutzt werde.
In den vergangenen Wochen gab es eine Vielzahl von Ausfällen
und Verspätungen im Zugverkehr. Im Fernverkehr waren im
Dezember einem Bericht zufolge teils nur 20 Prozent der Züge
pünktlich. (AFP/jW)
https://www.jungewelt.de/artikel/157163.bahn-chef-räumt-defizite-ein.html