Mindestlohn-Gegner behaupten immer wieder gern, daß eine
Lohnuntergrenze in Deutschland Jobs gefährden könne. Doch
nun beweist die bisher umfangreichste Studie zum Thema von der
US-Eliteuniversität Berkeley: Höhere Mindestlöhne
haben in den Vereinigten Staaten in den vergangenen 16 Jahren keine
Jobs vernichtet. »Wir finden keine negativen
Beschäftigungseffekte«, so das Fazit der Arbeit, die der
DGB auf seiner Internetseite ww.mindestlohn.de vorstellt.
Unter dem Titel »Minimum Wage Effects Across State
Borders« untersuchte ein dreiköpfiges Forscherteam um
den Berkeley-Professor Michael Reich zwischen 1990 und 2006 die
Beschäftigungswirkung von Mindestlöhnen in den USA so
detailliert, umfassend und gründlich wie nie zuvor. »Es
handelt sich um eine der besten und überzeugendsten
Mindestlohn-Studien der vergangenen Jahre«, lobte der
Harvard-Professor Lawrence Katz im Handelsblatt. »Der
verwendete Datensatz ist weit umfangreicher, der methodische Ansatz
breiter als in früheren Untersuchungen«, sagt auch
Joachim Möller, Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt-
und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit,
gegenüber der Zeitung.
Neben den positiven Erfahrungen aus den USA, Großbritannien
oder der deutschen Bauindustrie zweifelten die
US-Arbeitsmarktforscher David Card und Alan Krueger bereits 1994
erstmals eine angebliche negative Beschäftigungswirkung von
Mindestlöhnen an. Doch ihre Studie, die Fast-Food-Restaurants
in zwei unterschiedlichen US-Bundesstaaten und mit
unterschiedlichen Mindestlohnhöhen untersuchte,
beschränkte sich auf einen relativ kleinen regionalen und
zeitlichen Rahmen.
Die Berkeley-Wissenschaftler haben diesen Ansatz nun verfeinert.
Sie betrachteten regionale Arbeitsmärkte in den gesamten
Vereinigten Staaten und verglichen benachbarte Landkreise über
einen langen Zeitraum. Sie verglichen nur Landkreise, die direkte
Nachbarn sind, aber in unterschiedlichen Bundesstaaten liegen und
somit auch unterschiedliche Mindestlöhne haben, die teilweise
bis zu 20 Prozent auseinanderklafften.
Die Forscher stellten fest: Höhere Mindestlöhne haben
tatsächlich die sozialpolitisch gewünschte Wirkung. Wenn
ein Bundesstaat den Mindestlohn erhöhte, stiegen danach auch
die Einkommen der betroffenen Beschäftigten. Entlassungen
wurden wegen der Erhöhung der Lohnkosten aber keine
vorgenommen.
Möller bezeichnete diese neue Studie im Handelsblatt als
»wegweisend«. Sie unterstreiche, daß die Politik
bei Mindestlöhnen Handlungsspielraum habe, ohne Jobs zu
gefährden. »Wenn bei der Höhe des Mindestlohns
nicht überzogen wird, sehe ich nur Vorteile«, so
Möller. (jW)
www.mindestlohn.de