26.11.2010 / Feminismus / Seite 15
Pinar Selek nicht verurteilt
Ankara/Hamburg. Das Verfahren gegen die in Deutschland lebende
türkische Soziologin, Publizistin und Feministin Pinar Selek
in der Türkei muß neu aufgerollt werden. Dies berichtete
die Wochenzeitung Die Zeit am Mittwoch abend in ihrer
Online-Ausgabe. Zuvor hatten Agenturen und Medien, darunter
auch junge Welt(Donnerstagausgabe) fälschlich
berichtet, Selek sei zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe
verurteilt worden.
Selek teilt laut Zeit auf ihrer Internetseite mit, das Oberste
Gericht in Ankara habe den Fall zurück an ein Gericht in
Istanbul verwiesen, nachdem ein Freispruch aufgehoben worden sei.
Die neue Verhandlung soll demnach am 9. Februar 2011 in Istanbul
beginnen. Nach Angaben des Online-Portals der Frankfurter
Allgemeinen Zeitung hatte Seleks Anwältin und Schwester vor
dem Obersten Gericht Berufung gegen die Wiedereröffnung des
2005 mit einem Freispruch zu Ende gegangenen Verfahrens eingelegt.
Lediglich dieser Antrag sei von den Richtern in Ankara abgelehnt
worden.
Selek wird Mitgliedschaft in der Kurdischen Arbeiterpartei PKK und
ein angeblicher Bombenanschlag auf einen Gewürzbasar in
Istanbul vorgeworfen, bei dem im Juli 1998 sieben Menschen starben.
Die damals 27jährige arbeitete zur Zeit der Explosion, deren
Ursache bis heute unklar ist, an einer Studie über die
Kurdenfrage. Nach ihrer Verhaftung wurde sie nach eigenen Angaben
gefoltert. Selek sagte dem türkischen Nachrichtensender NTV,
sie wolle neue Beweise vorlegen, um unter anderem die
Foltervorwürfe gegen die türkische Polizei zu
untermauern. Bei einer Verurteilung will sie ihren Fall vor den
Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Strasbourg
bringen. (jW)
https://www.jungewelt.de/artikel/154900.pinar-selek-nicht-verurteilt.html