13.11.2010 / Feuilleton / Seite 12
Doppelt, dreifach gemoppelt
Im Berliner Untergrund ist das Erscheinen einer neuen
kulturkritischen Zeitung anzuzeigen. Der Prenzlauer Berg Konnektor
wird herausgegeben von Bert Papenfuß, Henryk Gericke und
anderen. Format: das alte Neue Deutschland; Umfang: dito, Inhalt:
Teenage Kicks, Bier-Buddhismus, Kettensprengen und Literatur
für All tomorrow’s parties – im doppelten Sinne
von Party und Partei. Denn doppelt gemoppelt hält besser, und
siehe, dreht man die Zeitung um, ist da noch eine: Der Drecksack,
gedacht als das »lesbare Pendant« zum Konnektor, in
Eigenregie erstellt von Florian Günther, in Kooperation mit
»Außenreporter« Robert Mießner. Im
Editorial vom Drecksack heißt es: »Auf der Suche nach /
sich selbst/ durchwühlen sie/ deine Zeilen, / wie einen Korb
voll/ schmutziger Wäsche. / Und wenn sie / sich nicht finden,
bist /du schuld.«
Apropos »Schuld«: Demnächst ist aus diesem Umfeld
unter Umständen mit der Erfindung einer dritten Zeitung zu
rechnen, die von der »Basis einer individuellen Psychologie
aus Kultur- und Wirtschaftsprobleme darstellen« möchte,
um eine frische Ethik »als Vorarbeit einer
Sozialumwertung« zu propagieren – ganz so , wie es sich
der anarchistische Psychiater Otto Gross 1913 einmal ausgedacht
hatte. An diesem Sonntag, dem »Volkstrauertag mit Feuerwasser
und Posaunen«, aber wird erstmal die Doppelzeitschrift ab 19
Uhr in der Raucherkneipe Rumbalotte continua, Ecke Metzer
Straße/Straßburger Straße vorgestellt. (jW)
https://www.jungewelt.de/artikel/154177.doppelt-dreifach-gemoppelt.html