08.11.2010 / Schwerpunkt / Seite 3
Wendland: Polizei will keine Zeugen
Pressemitteilung des Bundesvorstandes der Roten Hilfe:
Mit massiver Gewalt geht die Polizei gegen Atomkraftgegner an der
Bahnstrecke des Castortransports vor. Es gibt bereits zahlreiche
Verletzte durch Pfefferspray, Reizgas, Wasserwerfer und
knüppelnde Reiterstaffeln. Auch Pionierpanzer der Bundeswehr
wurden von Augenzeugen im Einsatzgebiet gesichtet.
Nach Berichten von ZDF-Korrespondenten wurden Pressevertreter
aufgefordert, das Gebiet zu verlassen, da die Polizei nicht
für die Sicherheit der Journalisten garantieren
könne.
Christoph Kleine, Sprecher der Kampagne ›Castor?
Schottern!‹ erklärte dazu: »Offensichtlich
möchte die Polizei bei ihren Gewaltexzessen keine Zeugen
haben«.
Die Rote Hilfe fordert Medien und Öffentlichkeit auf, nicht
wegzuschauen, wenn die Polizei im Interesse der Atomindustrie
den legitimen Widerstand gegen den Castortransport mit Gewalt zu
zerschlagen versucht.
Aus einer Erklärung des parlamentarischen
Geschäftsführers der NRW-Landtagsfraktion, Ralf
Michalowsky:
»Gemeinsam mit acht anderen Landtags- und
Bundestagsabgeordneten der Linken beobachte ich derzeit (Stand 11
Uhr) den Polizeieinsatz entlang der Castor-Schienenstrecke im
Wendland. Mein schleswig-holsteinischer Landtagskollege Björn
Thoroe ist mittlerweile – wie viele andere Demonstranten
– verletzt durch den massiven Pfefferspray- und
Tränengaseinsatz der Polizei.
Die Polizei geht mit einer Brutalität, die an
›Stuttgart 21‹ erinnert, gegen Demonstranten vor. So
werden Granaten mit Tränengas in den Wald geworfen, um
möglichst viele Demonstranten zu verletzen. Das
grundgesetzliche geschützte Demonstrationsrecht wird mit
Granaten von der Polizei bekämpft, um einen Zug pünktlich
die Strecke passieren zu lassen. Das ist nicht zu akzeptieren und
völlig unverhältnismäßig. (…)«
https://www.jungewelt.de/artikel/153873.wendland-polizei-will-keine-zeugen.html