23.10.2010 / Aktion / Seite 16
Spenden und Vorschläge
Leserinnen und Leser diskutieren über die finanzielle Absicherung der jungen Welt – und handeln
In der vergangenen Wochenendausgabe der jungen Welt haben
wir an dieser Stelle ausführlich unsere Technik- und
Finanzprobleme dargestellt. Kurzfristig sind Veränderungen in
Hard- und Software der Redaktionstechnik notwendig geworden, die
wiederum zu Kompatibilitätsproblemen mit der vorhandenen
Struktur führten. Hinzu kommen Veränderungen im Bereich
der Nachrichtenagenturen, die diverse Anpassungen notwendig machen.
Neben der besonderen Finanzknappheit der jungen Welt vor
allem im letzten Quartal eines jeden Jahres müssen wir
kurzfristig zusätzlich 35000 Euro aufbringen, damit die
Grundlagen der täglichen Zeitungsproduktion gesichert werden
können.
Weil unser Verlag oder die Genossenschaft weder Immobilien noch
andere Sicherheiten vorweisen können, bekommen wir von keiner
Bank einen Kredit. Und weil die Genossenschaftskassen auch nicht
mehr randvoll sind, haben wir unsere Leserinnen und Leser um
Spenden für unseren Technikfonds gebeten. Die Resonanz hat uns
überwältigt: Bis Donnerstag haben sich 172 Leserinnen und
Leser bei uns gemeldet und 19672 Euro gespendet. Die meisten davon
im Bereich von fünf bis 100 Euro, es gab aber auch
größere Spenden. Es wurden auch andere
Möglichkeiten genutzt, unsere finanzielle Lage zu verbessern.
So wurden Leser durch den Beitrag angeregt, unserer Genossenschaft
LPG junge Welt eG beizutreten. Und aktive
Genossenschaftsmitglieder haben zusätzliche Anteile
gezeichnet, Abonnenten sind vom Sozial- auf das Normal- oder vom
Normal auf das Soliabo umgestiegen. Auch das sind wichtige
Beiträge, um zu einer stabilen ökonomischen Grundlage zu
kommen.
Unser Leser Peter Maßen aus Frankfurt/Main will uns zum
Beispiel 100 Euro auf das Spendenkonto überweisen, will sein
Printabo gleich für ein ganzes Jahr bezahlen, bestellt
zusätzlich ein Internetabo und übernimmt einen weiteren
Genossenschaftsanteil, wenn auch das für den Technikfonds
nutzt. Das tut es, denn in der Regel finanzieren wir unsere
Technikinvestitionen über Kredite der Genossenschaft. Nun ist
es natürlich so, daß viele Leser nicht die finanzielle
Möglichkeit haben, gleich an mehreren Stellen zu helfen.
Unserem Internetleser Christian Graf aus Wolkersdorf ist klar,
daß er die junge Welt auch finanziell
unterstützen sollte, wenn er sie weiter nutzen will.
Würden wir eine Bezahlung über PayPal
ermöglichen, würde er »jW gerne abonnieren, denn
ich finde Euch einfach Spitze! Information pur und ungeschminkte
Wahrheit, treffende Analysen, die die Dinge beim Namen nennen, und
fachlich fundierte Statements zu vielen Dingen, die die anderen
nicht einmal erwähnen! Sie rufen gerade zu Spenden auf. Das
kann ich nicht, mein Abo wäre ein Sozialabo, aber gewiss auch
eine Hilfe, denke ich.« Tatsächlich verhält es sich
so, daß möglichst alle, die die junge Welt
nutzen, auch ein Abonnement abschließen sollten, ob im Netz,
ob für die Printausgabe oder beides. Nur wenn das in
ausreichendem Maße geschieht, können wir die Zeitung
weiterentwickeln und Rücklagen für unvorhergesehene
Kosten bilden. Dazu müssen wir weitere Abonnements
gewinnen.
Ein anderer Weg wäre, den Abonnementpreis schon heute
entsprechend aller anfallenden Kosten, also auch kalkulatorischer
Kosten für Rücklagen, zu gestalten. Unser Leser Sebastian
Texter schlägt vor, unsere Leserinnen und Leser zu befragen,
wer bereit wäre, freiwillig einen höheren,
kostendeckenden Beitrag zu bezahlen. Er selbst wäre bereit, 50
Euro im Monat zu überweisen. Zunächst gibt es ja schon
heute die Möglichkeit, statt des Normalabonnements den
Solipreis für das Print- wie das Internetabo zu bezahlen. Ein
Umstieg ist jederzeit möglich. Selbstverständlich kann
auch heute schon freiwillig ein höherer Abobetrag als der
vorgeschlagene Solibeitrag bezahlt werden. Aber wir werden diese
Anregung prüfen. Auch die unseres Lesers Albrecht
Elsässer aus Castrop-Rauxel. Er schlägt vor, daß es
künftig neben der Spendenmöglichkeit eine steuerlich
absetzbare Kommanditeinlage für den Verlag der jungen
Welt geben sollte. Problematischer ist die Idee von Steffen
Hackenschmidt, von jedem Leser einmalig fünf Euro einzuziehen.
Die Einzugsberechtigung haben wir nur für den Abonnementspreis
erhalten – und daran müssen und wollen wir uns streng
halten.
Es gibt weitere Ideen und Vorschläge, wie die finanzielle
Ausstattung der jungen Welt verbessert werden kann. Sie
brauchen allerdings fast alle Zeit für die Umsetzung. Im
Moment bitten wir deshalb vor allem um Spenden. Hilfreich sind auch
Genossenschaftsanteile, Abonnements und ein Umstieg auf eine
höhere Abopreisklasse. Alles Dinge, die man sofort erledigen
kann und für die wir auch künftig werben werden. Die
Spendenaktion allerdings endet am kommenden Samstag, dann werden
wir an dieser Stelle das Ergebnis bekanntgeben.
Wir möchten uns schon heute für die
überwältigende Solidarität und Zustimmung bedanken,
die wir in diesen Tagen durch unsere Leserinnen und Leser erfahren
dürfen!
Verlag, Redaktion, Genossenschaft
https://www.jungewelt.de/artikel/153049.spenden-und-vorschläge.html