Gemeinsame Erklärung vom 19.Oktober 2010
Die Gewerkschaften CFDT, CFTC, CFE-CGC, CGT, FO, FSU, Solidaires,
UNSA und die Jugendorganisationen FIDL, UNEF, UNL sind am Montag,
dem 18. Oktober, in Achtung ihrer Unabhängigkeit, Rolle und
Vorrechte zusammengekommen. Sie haben eine gemeinsame
Erklärung über Zweck und Ausmaß der aktuellen
Mobilisierung gegen das Gesetzesvorhaben zur Rentenreform
vereinbart.
Unser Land erlebt eine soziale Bewegung von außerordentlichem
Ausmaß. Das Regierungsvorhaben zur Rentenreform vereint
derzeit Millionen Beschäftigte, Arbeitsuchende, Studenten und
Schüler im Protest. Die Mobilisierung der Jugendlichen an der
Seite der Beschäftigten zeugt von der Ablehnung dieser Reform,
die das Recht auf eine zukünftige Rente nicht
garantiert.
Die junge Generation hat sehr gut verstanden, was diesem Vorhaben
zugrunde liegt: Die unaufhörliche Anhebung des Rentenalters,
die Zurücknahme der damit verbundenen Rechte, das Fehlen von
Garantien, die das Weiterbestehen des Umlagesystems sichern. Die
Anhebung der Altersgrenze trägt dazu bei, den Eintritt
Jugendlicher ins Arbeitsleben zu verzögern.
Nachdem die Regierung laut getönt hatte, ihre Reform sehe vor,
das Rentensystem für die junge Generation zu stärken,
bestreitet sie nun deren Recht, sich einzumischen.
So wäre es demnach von der Regierung vernünftig und
mutig, Hochrechnungen für vierzig Jahre im voraus zu machen,
aber völlig deplaziert, wenn die Generation, die betroffen
ist, sich damit beschäftigt.
Wir weisen heute in bezug auf die Rente wie in bezug auf das Recht
auf Arbeit zurück, daß die Jugendlichen als Alibi oder
als Variable eines Kalküls dienen, das darauf
hinausläuft, aus ihnen eine geopferte Generation zu machen.
Diese Reform betrifft sie in höchstem Grad, so, wie sie die
Gesamtheit der ökonomischen und sozialen Fragen
betrifft.
Wie die Masse der Beschäftigten ist sich die junge Generation
dessen bewußt, daß die Zukunft anders verlaufen
muß und kann, nämlich auf Grundlage eines Ansatzes, der
insbesondere auf eine andere Verteilung des Reichtums
gegründet ist, der die Arbeit und die Arbeitenden und die
Notwendigkeit einer anderen Beschäftigungspolitik anerkennt.
Zugleich müssen die Zeiten von Ausbildung und erzwungener
Inaktivität auf bessere Weise bei der Berechnung der Jahre,
die das Recht auf Rente eröffnen, berücksichtigt
werden.
Diese Mobilisierung der Jugend an der Seite der Beschäftigen
bezeugt nicht nur die Zurückweisung dieser Reform, welche das
zukünftige Recht auf Rente für sie mit einer Hypothek
belastet, sondern ist auch Zeugnis für die Unruhe in einer
Generation, die angesichts des Fehlens anderer Möglichkeiten
riskiert, weniger gut als die vorangegangenen Generationen zu
leben.
(...) Die Jugend ist mit einer mehr und mehr ungerechten Welt
konfrontiert, der es nicht gelingt, ihr Zukunftsperspektiven und
sozialen Aufstieg zu bieten.
Der Zugang zur und der Erfolg aller in der Ausbildung wird
verhindert durch mangelnde Mittel und politische Entscheidungen.
Die Beschäftigungssituation und die Massenarbeitslosigkeit
üben einen Druck aus, der Dequalifizierung und Prekarität
auf dem Arbeitsmarkt herbeiführt. Der Arbeitsplatz wird ein
»Luxus«. Recht auf Bildung, Zugang zu Wohnungen,
Selbstbestimmung, Beschäftigung Jugendlicher, sozialer Status
der Jugend in Ausbildung: Diese Fragen müssen wieder in den
Mittelpunkt einer anderen Sozialpolitik der Unternehmer und der
Regierung gestellt werden.
An der Seite der Beschäftigten und ihrer Gewerkschaften tragen
die Schüler und Studenten einen Teil des Traums, an die Idee
von Fortschritt und Glück wieder anzuknüpfen. Sie nehmen
ihre Zukunft in die Hand.
Im Internet:
www.cgt.fr
Übersetzung: Arnold Schölzel