Wahlanalyse
Aus den Ergebnissen von Betriebsratswahlen allgemeine Tendenzen
herauszulesen, ist eine schwierige Sache. Den löblichen
Versuch, dies dennoch zu tun, unternimmt Helmut Weiss im aktuellen
Express. Die Schwierigkeit, allgemeine Bewertungen zu treffen,
ergibt sich schon aus der Form der Wahlen, die zwischen dem 1.
März und dem 31. Mai dieses Jahres im ganzen Land
stattgefunden haben. In über 90 Prozent der Fälle wird
die Zusammensetzung des Betriebsrats durch Persönlichkeitswahl
bestimmt. Bei dieser traditionellen Methode konkurrieren nicht
Listen, sondern einzelne Personen um die Mandate, was die
Feststellung politischer Tendenzen schwer macht.
Aber auch in Fällen der Listenwahl macht die ganz
unterschiedliche Ausgangslage in den Betrieben die Sache
kompliziert. Neben »gelben«, also unternehmensnahen
Listen (wie der »christlichen« CGM oder der AUB, deren
Finanzierung durch Siemens offenbar wurde) treten vor allem im
Organisationsbereich von ver.di verstärkt Berufsverbände
(wie die Vereinigung Cockpit und der Marburger Bund) in Konkurrenz
zu den Listen der DGB-Gewerkschaften an. Hierzu berichtet Weiss
über die Wahl bei der Deutschen Bahn: »Auch wenn die
Gemeinschaft Transnet/GDBA darauf verweist, 80 Prozent aller
Betriebsräte zu stellen, so hat doch die GDL ihren Anteil auf
über zehn Prozent ausgebaut und erstmals auch über ihren
eigentlichen Bereich hinaus Erfolge erzielt.«
Ein gemischtes Bild ergibt sich laut Weiss für
linksoppositionelle Listen, die besonders in der Chemie- und
Autoindustrie des öfteren kandidieren. Diese hätten
»bei den jüngsten Wahlen höchst unterschiedliche
Ergebnisse erzielt (…): Ergebnisse, aus denen sich aber mit
Sicherheit kein ›Krisen-Trend nach links‹ ablesen
läßt«. Infolge der gestiegenen Angst um den
Arbeitsplatz sei keine »Linkswende« feststellbar,
sondern eher eine Suche nach »Größe« oder
eben die Hinwendung zu den Berufsverbandsorganisationen. (jW)
Express – Zeitung für sozialistische Betriebs- und
Gewerkschaftsarbeit, Nr. 9/2010, 16 Seiten, 3,50 Euro. www.labournet.de/express
100 Antworten
In der täglichen Betriebsratsarbeit stellen sich 1000 Fragen.
Immerhin 100 von ihnen werden in dem Buch »Arbeitnehmer
fragen – Betriebsräte antworten« beantwortet. Die
zumeist aus der Praxis stammenden Fälle werden mit Bezug auf
die grundlegende und aktuelle Arbeitsrechtsprechung erläutert.
Zudem werden wichtige Begriffe erklärt und Tips gegeben, wie
Fehler vermieden werden können. (jW)
Ewald Helml: Arbeitnehmer fragen – Betriebsräte
antworten. Die 100 wichtigsten Fragen an den Betriebsrat,
Frankfurt/Main, Bund-Verlag, 3.überarbeitete Auflage 2010,
19,90 Euro, 335 Seiten, ISBN: 978-3-7663-3924-9