12.10.2010 / Betrieb & Gewerkschaft / Seite 15

Lesetips

Wahlanalyse

Aus den Ergebnissen von Betriebsratswahlen allgemeine Tendenzen herauszulesen, ist eine schwierige Sache. Den löblichen Versuch, dies dennoch zu tun, unternimmt Helmut Weiss im aktuellen Express. Die Schwierigkeit, allgemeine Bewertungen zu treffen, ergibt sich schon aus der Form der Wahlen, die zwischen dem 1. März und dem 31. Mai dieses Jahres im ganzen Land stattgefunden haben. In über 90 Prozent der Fälle wird die Zusammensetzung des Betriebsrats durch Persönlichkeitswahl bestimmt. Bei dieser traditionellen Methode konkurrieren nicht Listen, sondern einzelne Personen um die Mandate, was die Feststellung politischer Tendenzen schwer macht.

Aber auch in Fällen der Listenwahl macht die ganz unterschiedliche Ausgangslage in den Betrieben die Sache kompliziert. Neben »gelben«, also unternehmensnahen Listen (wie der »christlichen« CGM oder der AUB, deren Finanzierung durch Siemens offenbar wurde) treten vor allem im Organisationsbereich von ver.di verstärkt Berufsverbände (wie die Vereinigung Cockpit und der Marburger Bund) in Konkurrenz zu den Listen der DGB-Gewerkschaften an. Hierzu berichtet Weiss über die Wahl bei der Deutschen Bahn: »Auch wenn die Gemeinschaft Transnet/­GDBA darauf verweist, 80 Prozent aller Betriebsräte zu stellen, so hat doch die GDL ihren Anteil auf über zehn Prozent ausgebaut und erstmals auch über ihren eigentlichen Bereich hinaus Erfolge erzielt.«

Ein gemischtes Bild ergibt sich laut Weiss für linksoppositionelle Listen, die besonders in der Chemie- und Autoindustrie des öfteren kandidieren. Diese hätten »bei den jüngsten Wahlen höchst unterschiedliche Ergebnisse erzielt (…): Ergebnisse, aus denen sich aber mit Sicherheit kein ›Krisen-Trend nach links‹ ablesen läßt«. Infolge der gestiegenen Angst um den Arbeitsplatz sei keine »Linkswende« feststellbar, sondern eher eine Suche nach »Größe« oder eben die Hinwendung zu den Berufsverbandsorganisationen. (jW)

Express – Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, Nr. 9/2010, 16 Seiten, 3,50 Euro. www.labournet.de/express

100 Antworten

In der täglichen Betriebsratsarbeit stellen sich 1000 Fragen. Immerhin 100 von ihnen werden in dem Buch »Arbeitnehmer fragen – Betriebsräte antworten« beantwortet. Die zumeist aus der Praxis stammenden Fälle werden mit Bezug auf die grundlegende und aktuelle Arbeitsrechtsprechung erläutert. Zudem werden wichtige Begriffe erklärt und Tips gegeben, wie Fehler vermieden werden können. (jW)

Ewald Helml: Arbeitnehmer fragen – Betriebsräte antworten. Die 100 wichtigsten Fragen an den Betriebsrat, Frankfurt/Main, Bund-Verlag, 3.überarbeitete Auflage 2010, 19,90 Euro, 335 Seiten, ISBN: 978-3-7663-3924-9
https://www.jungewelt.de/artikel/152393.lesetips.html