01.10.2010 / Sport / Seite 16
Sonstiges: Fertiges Buch
Hannover. »Die Welt ist nicht im Lot«, sagte Christian
Wulff im vergangenen November auf der opulenten Trauerfeier
für Robert Enke. DFB-Präsident Theo Zwanziger rief
Zehntausenden Stadionbesuchern und Hunderttausenden TV-Zuschauern
zu: »Denkt nicht nur an den Schein, Fußball darf nicht
alles sein! Man darf nicht nur wie besessen Höchstleistungen
hinterherjagen.« Großartige Konsequenzen wurden aus
diesen Einsichten dann nicht gezogen.
Heute sagt Jörg Neblung, der lange Enkes Berater und Freund
war: »Diejenigen, die gehofft hatten, daß sich etwas
Grundlegendes ändert, muß man wohl
enttäuschen.« Allerdings werde in Gesprächen mit
Psychotherapeuten »deutlich, daß es Roberts Fall
einigen ebenfalls von Depressionen betroffenen Menschen erleichtert
hat, sich in Behandlung zu begeben«.
Ein Beispiel wäre Andreas Biermann, der sich wenige Tage nach
Enkes Selbstmord als Profi des FC St. Pauli in stationäre
Behandlung begab. Nach jahrelangen Depressionen hängte er
lieber den Beruf an den Nagel.
Am Donnerstag empfahl Neblung die druckfrische,
432-Seiten-Biographie »Robert Enke – Ein allzu kurzes
Leben«, geschrieben von Ronald Reng, der nach Verlagsangaben
ebenfalls gut mit Enke befreundet war. Neblung sagt: »Es ist
ein sehr emotionales Buch und sehr nah dran.« Dem
Nationaltorhüter am nächsten kommen dabei wahrscheinlich
Auszüge aus seinem eigenem Tagebuch, das mit dem Eintrag
»Vergiß nicht diese Tage« endet.
Will man das so genau wissen? Neblung: » Robert wollte immer
eine Biographie. Natürlich hatten wir uns bei den Plänen
aber immer alle gemeinsam im Jahr 2015 auf Roberts und Teresas
Terrasse in Lissabon gesehen, um mit Ronnie auf das Buch
anzustoßen.«
Er selbst kennt bisher nur eine frühe Fassung: »Ich habe
mich noch nicht getraut, das fertige Buch zu lesen.«
(sid/jW)
https://www.jungewelt.de/artikel/151760.sonstiges-fertiges-buch.html