23.09.2010 / Natur & Wissenschaft / Seite 15
Der Wald als Regenmacher
Wie sich über dem Amazonas Wolken bilden, wird schon
länger untersucht. Während der vergangenen Regenzeit
haben Forscher vom Mainzer Max-Planck-Institut für Chemie mit
internationalen Partnern nun erstmals die chemischen Bestandteile
von Aerosolen, winzigen Schwebteilchen in der Luft, über dem
Regenwald mittels Elektronenmikroskopie und Massenspektrometrie
genau charakterisiert. Submikron-Partikel, die im Durchmesser
kleiner als ein Tausendstel Millimeter sind und als
Kondensationskerne für Wolkentropfen dienen, bestehen zu etwa
85 Prozent aus sekundären organischen Aerosolpartikeln, die
der Wald selbst freisetzt. An ihnen bilden sich in der
Atmosphäre Wolken und Niederschlag. Der Wald macht den Regen
also selbst.
»Den brasilianischen Regenwald kann man sich zur Regenzeit
als einen Bioreaktor vorstellen«, sagt Ulrich Pöschl vom
Mainzer Planck-Institut. An den Aerosolen, die bis in 18 Kilometer
Höhe getragen werden, kondensiert Wasserdampf, der ebenfalls
aus dem Wald aufsteigt. In den daraus gebildeten Wolken wachsen
Wassertropfen und Eiskristalle solange an, bis sie als Niederschlag
wieder zur Erde fallen. Ein Teil des Niederschlags verdunstet, der
Rest wässert die Flora. Während die Pflanzen wachsen,
geben sie wiederum organisches Material in die Atmosphäre ab,
in der dann neue Wolken entstehen.
Pöschl: »Was wir jetzt schon sagen können, ist,
daß die Wolkentropfenzahl über dem Amazonas-Regenwald
Aerosol-limitiert ist, also von der Menge der Aerosole
abhängt, die das Ökosystem freisetzt.«
(ddp/jW)
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