Potsdam. Mit einer Mahnwache in Potsdam will die
Menschenrechtsorganisation »Zwischengeschlecht« am
Samstag darauf aufmerksam machen, daß in deutschen Kliniken
jeden Tag mindestens ein Kind »irreversibel
genitalverstümmelt« wird. Anliegen der Initiative ist
die Durchsetzung des Rechts von Menschen mit uneindeutiger
Geschlechtszugehörigkeit auf körperliche Unversehrtheit
und ein Verbot der Eingriffe. Noch immer ist es in Deutschland
üblich, diese Kinder durch gravierende Operationen
willkürlich zu Jungen oder Mädchen zu machen. Häufig
folgen dauerhafte Hormonbehandlungen.
Anlaß der Aktionen, die bereits am Donnerstag mit einer
Kundgebung begonnen haben, sind die Jahrestagungen der Deutschen
Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin (DGKJ) und
Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH). Adressaten
des Protestes sind sowohl die Ärzte als auch Politik und
Justiz. Betroffene verurteilen die medizinisch nicht notwendigen
Operationen seit Jahren öffentlich als »westliche Form
der Genitalverstümmelung«. Geändert hat sich noch
immer wenig, obwohl das damit verursachte Leid durch
wissenschaftliche Studien belegt ist und obwohl Organisationen wie
Amnesty International die deutsche Praxis ebenfalls verurteilt
haben. 2009 rügte das UN-Komitee CEDAW die Bundesregierung
zudem wegen Verletzung ihrer Schutzpflicht gegenüber
zwischengeschlechtlichen Kindern.
(jW)
Mahnwache am 18.9., 15.30 bis 18.30 Uhr, Potsdam-Babelsberg,
Hochschule für Film und Fernsehen, Marlene-Dietrich-Allee 11,
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