04.09.2010 / Aktion / Seite 16
Handlungsfähigkeit sichern
Der Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft der jungen Welt liegt in Ihren Händen
Liebe Leserinnen und Leser der jungen Welt!
Zum 1. Oktober 2010 erhöhen wir die Abopreise für die
junge Welt um durchschnittlich 1,95 Euro pro Monat. Die
Einzelausgabe am Kiosk wird um 10 Cent teurer und kostet dann unter
der Woche 1,30 Euro und am Wochenende 1,70 Euro.
Zu diesem Schritt sehen wir uns aus mehreren Gründen
gezwungen. Unser Verlag 8. Mai hat in den vergangenen Jahren
erhebliche Verluste angehäuft. Bis zum 31. Juli 2010 ist
bereits wieder ein Fehlbetrag von 89000 Euro für das laufende
Geschäftsjahr zu vermelden. Wir produzieren nicht
kostendeckend. Zwar konnten wir in den letzten Jahren den Bestand
an bezahlten Abonnements und den Verkauf am Kiosk als einzige
überregionale Tageszeitung positiv entwickeln, die damit
verbundenen Mehreinnahmen reichen aber nicht aus.
Einsparmöglichkeiten gibt es keine, beim Personal schon gar
nicht. Im Gegenteil, wir haben in Verlag und Redaktion in den
vergangenen Jahren weitere Arbeitsplätze geschaffen, um
unseren vielfältigen Aufgaben besser gerecht zu werden. Und
wir haben bescheidene Erhöhungen bei den Gehältern
vorgenommen. Dabei handelt es sich allerdings um
Minimalgrößen. Ohne diese Entwicklung hätten wir
die deutliche Verbesserung unserer Umsätze nicht erreicht und
wären heute ökonomisch wie personell nicht mehr
ausreichend handlungsfähig.
Hinzu kommt ein weiteres Problem. Auch die Zeilengelder für
freie Journalisten sind bei der jungen Welt (wie bei vielen
anderen Tageszeitungen) sehr niedrig. Das Urheberrecht schreibt
eine angemessene Bezahlung vor. Wie die aussieht, haben
Zeitungsverleger und Gewerkschaften in einer Vereinbarung
festgelegt. An dieser Vereinbarung ist Kritik möglich, zum
Beispiel sieht sie keine Übergangsfristen vor, und es werden
auch keine Unterschiede zwischen Profit- und Nonprofitunternehmen
gemacht. Ebenso stellt sich die Frage, was angemessen ist. Nimmt
man als Maßstab Umsatzgrößen, Anzeigenvolumen oder
die Gehälter der Festangestellten, müßte so manche
Tageszeitung mehr und wir weniger zahlen als vereinbart. Einige
Verlage akzeptieren aus diesen oder anderen Gründen die
Vereinbarung nicht und wollen es auf eine juristische
Auseinandersetzung ankommen lassen.
Das wollen wir ausdrücklich nicht, weil wir den Gedanken einer
Mindestlohnregelung für freie Journalisten für richtig
halten, auch wenn für uns damit erhebliche Probleme verbunden
sind. Im Moment zahlen wir ein Zeilengeld von 28 Cent. Nach der
Vereinbarung sind 42 Cent zu zahlen. Die Erfüllung aller
Bestimmungen aus dieser Vereinbarung würde allerdings zum
sofortigen Ende der jungen Welt führen. Die
Gewerkschaften regen in Kommentaren Übergangsregelungen an.
Und eine solche haben wir erarbeitet und sie
Gewerkschaftsvertretern und am vergangenen Mittwoch einigen freien
Journalisten der jungen Welt vorgestellt. Demnach
erhöhen wir das Zeilengeld zum 1.Oktober 2010 von 28 Cent auf
35 Cent und ab dem 1. Oktober 2011 auf 42 Cent. Entsprechend der
von den Verbänden festgelegten Regelung erhalten allerdings
nur hauptberuflich arbeitende freie Journalisten dieses
erhöhte Zeilengeld (der Nachweis ist zum Beispiel über
einen aktuellen Presseausweis zu erbringen). Damit die Differenz zu
den anderen Freien nicht zu groß wird, wollen wir ab dem
1.Oktober 2011 auch den nebenberuflich freien Mitarbeitern ein
erhöhtes Zeilengeld von 35 Cent bezahlen, soweit wir das bis
dahin ökonomisch verkraften. Uns ist klar, daß damit die
Bezahlung lediglich von sehr bescheiden auf bescheiden umgestellt
wird. Bei aller Detailkritik an der Vereinbarung halten wir es
generell für richtig, daß die freien Autoren eine solche
Mindestbezahlung erhalten. Wir hoffen auf Verständnis,
daß diese Umstellung von uns nicht auf einen Schlag
realisiert werden kann.
Die Preiserhöhung soll uns aber auch ökonomisch in die
Lage versetzen, Print- und Internetausgabe der jungen Welt
weiterentwickeln und begleitende Marketingkonzepte umsetzen zu
können. Nur so sind weiter Zuwächse im Einzelverkauf und
bei den Abonnements möglich – und das bleibt der
entscheidende Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft der
jungen Welt. Durch die Preiserhöhung wird allerdings
die Akquise neuer Abonnements erschwert. Wir bitten unsere
Leserinnen und Leser daher nicht nur um Verständnis für
die Preiserhöhung, sondern zudem darum, uns bei der Werbung
neuer Leserinnen und Leser auch weiterhin mit aller Kraft zu
unterstützen.
Dietmar Koschmieder (Geschäftsführung Verlag 8. Mai
GmbH)
https://www.jungewelt.de/artikel/150320.handlungsfähigkeit-sichern.html