01.09.2010 / Inland / Seite 4
AKW-Gegner: Entsorgung ungelöst
Gorleben/Berlin. In der politischen Debatte um längere
Laufzeiten der Kernkraftwerke wird nach Ansicht von
Atomkraftgegnern das bislang ungelöste Problem der Entsorgung
hochradioaktiver Abfälle weitgehend ausgeblendet. Schon
bislang seien in Deutschland rund 5000 Tonnen hochaktiven
Mülls angefallen, die oberirdisch in Zwischenlagern aufbewahrt
würden, erklärte am Dienstag die Bürgerinitiative
(BI) Umweltschutz Lüchow-Dannenberg. Bleibe es bei dem im Jahr
2000 vereinbarten Atomausstieg, kämen insgesamt 17400 Tonnen
zusammen. »Bei einer Verlängerung der Laufzeiten um zehn
Jahre kämen 3700 Tonnen hinzu, bei einer Verlängerung um
20 Jahre gar 7400 Tonnen«, sagte BI-Sprecher Wolfgang
Ehmke.
In Berlin machte Jochen Stay, Sprecher der Organisation
»ausgestrahlt«, zudem darauf aufmerksam, daß
»hinter den Kulissen (...) nicht über Jahre, sondern
über Reststrommengen« verhandelt werde. Entscheidend sei
am Ende, wie hoch die jährlich produzierte Strommenge pro
Reaktorblock angesetzt werde. Viele alte Reaktoren hätten
häufig Stillstandszeiten. Wenn die Bundesregierung aber pro
Jahr einen durchgehenden Betrieb mit entsprechend hohen
Kontingenten ansetze, entspreche die errechnete Jahreszahl bis zur
Stillegung nicht der Realität: »Da können aus einer
behaupteten Laufzeitverlängerung von zehn Jahren schnell 15
oder mehr Jahre werden.« Selbst, wenn das geltende Atomgesetz
in Kraft bleibe, würden die letzten AKW »nicht wie
behauptet 2022, sondern wahrscheinlich erst um das Jahr 2030 herum
abgeschaltet werden«, so Stay. (ddp/apn/jW)
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