27.08.2010 / Schwerpunkt / Seite 3
Hintergrund: Metallarbeiter außen vor
Nicht nur die Stahlbranche, auch die metallverarbeitende Industrie
erholt sich offenbar rasch vom tiefsten Konjunktureinbruch ihrer
Geschichte. So erhöhte sich die Produktion in der
Automobilindustrie im Mai 2010 um 25 Prozent gegenüber dem
Vorjahr. Damit wächst der Output seit einem halben Jahr
kontinuierlich. Ob bei Daimler, Audi oder BMW: Überall fahren
die – in der Krise reduzierten – Belegschaften Sonder-
und zusätzliche Wochenendschichten. Mit Arbeitszeitkonten,
Kurzarbeit und dem Einsatz von Leiharbeitern haben es die Konzerne
geschafft, die Marktschwankungen voll auf die Beschäftigten
durchschlagen zu lassen.
Unabhängig davon, wie nachhaltig der aktuelle Boom sein mag
– ein Wirtschaftseinbruch in China oder den USA könnte
das Wachstum der exportabhängigen deutschen Industrie abrupt
beenden – auch in vielen metallverarbeitenden Betrieben wird
der Ruf nach einem Ende der Bescheidenheit lauter. Doch die IG
Metall hat sich hier langfristig festgelegt: In vorgezogenen
Verhandlungen noch während der Friedenspflicht akzeptierte sie
einen Tarifvertrag mit 23monatiger Laufzeit bis Ende März
2012, der bis März 2011 lediglich eine Einmalzahlung und ab
dem 1. April nächsten Jahres eine Einkommenssteigerung von 2,7
Prozent vorsieht.
Einen Nachschlag will die IG Metall trotz der verbesserten
wirtschaftlichen Lage nicht fordern. »Wir haben diesen
Tarifvertrag geschlossen und werden uns auch an ihn halten. Ich
will schließlich auch selbst keine Verträge
unterschreiben, die von der Gegenseite jederzeit davon gepustet
werden können«, so deren Bezirksleiter in
Nordrhein-Westfalen, Oliver Burkhard, im jW-Gespräch.
(dab)
https://www.jungewelt.de/artikel/149917.hintergrund-metallarbeiter-außen-vor.html