07.08.2010 / Geschichte / Seite 15
Anno ... 32. Woche
1920, 10. August: Das letzte Abkommen des »Versailler
Systems« der Siegermächte des Ersten Weltkrieges, der
Friedensvertrag von Sèvres, wird zwischen der Entente und
dem türkischen Sultan Mehmet VI. geschlossen. Das Osmanische
Reich wird damit aufgelöst. Die Türkei muß den
europäischen Teil der Dardanellen und Izmir an Griechenland,
den Dodekanes an Italien abtreten. Syrien und Libanon werden
französisches, Palästina und der Irak britisches
Mandatsgebiet. Die arabische Halbinsel, Armenien und Kurdistan
werden formal selbständig. Die Entente kontrolliert die
Finanzen und das Budget des Landes. Der Sultan unterzeichnet den
Vertrag. Schon zuvor hatte die nationale Befreiungsbewegung,
angeführt von Mustafa Kemal Pascha, eine eigene Regierung in
Ankara gebildet und sich gegen den imperialistischen
»Friedensvertrag« gewandt.
1955, 10. August: Das Bundeswirtschaftsministerium verfügt
eine Liefersperre für Erzeugnisse der Eisen- und
Stahlindustrie in die DDR wegen angeblicher
»Verschuldung« des Landes im innerdeutschen
Warenverkehr und der Nichteinhaltung von Terminen im innerdeutschen
Handel. In Wirklichkeit hat die DDR ein Aktivsaldo von 18 Millionen
Verrechnungseinheiten.
1970, 12. August: Bundeskanzler Willy Brandt und
Außenminister Walter Scheel für die BRD sowie
Ministerpräsident Alexej Kossygin und Außenminister
Andrej Gromyko für die Sowjetunion unterzeichnen im Kreml den
Moskauer Vertrag. Es ist der erste der sogenannten Ostverträge
unter der SPD/FDP-Regierung. Es wird die Oder-Neiße-Linie als
Grenze zwischen DDR und Polen wie auch die Grenze zwischen den
beiden deutschen Staaten als unverletzlich anerkannt.
1980, 14. August: In Polen streiken viele Arbeiter wegen
erhöhter Fleischpreise. Auf der Gdansker Lenin-Werft soll die
Kranführerin Anna Walentynowicz, eine Symbolfigur der
Streikbewegung des Jahres 1970, entlassen werden, weshalb dort der
Ausstand an Fahrt gewinnt. Nach zwei Tagen gibt die Werksleitung
der Forderung des Streikkomitees in der Lenin-Werft nach. Doch die
Arbeitsniederlegungen sind nun so zahlreich im Land, daß sich
aus dem von Lech Walesa angeführten Komitee ein
»Überbetriebliches Streikkomitee« bildet, das 21
Forderungen an die sozialistische Regierung stellt: zum Streik-,
Rede und Presserecht, zum Rentenalter, zu Lohnerhöhungen,
Kindergrippen, Mutterschaftsurlaub u. a. Nach wechselvollen
Verhandlungen kommt am 31.8. das »Gdansker Abkommen«
zwischen Walesa und der Regierung zustande. Die in den Streiks
entstandene Gewerkschaft »Solidarnosc« wird am 10.
November durch die offizielle staatliche Registrierung legalisiert.
https://www.jungewelt.de/artikel/148832.anno-32-woche.html