»Geben ist seliger denn nehmen.« Diesen Bibelspruch
sollte man sich immer vor Augen halten. Vor allem, wenn man schon
ein paar Milliarden auf der hohen Kante hat. In »Gottes
eigenem Land« ist die Botschaft angekommen. Dort haben
vierzig ganz dicke Fische ihre »moralische
Verpflichtung« erkannt und lassen alle Welt wissen, einen
ordentlichen Batzen aus ihren astronomischen Vermögen nun in
Wohltaten für Mühselige und Beladene ummünzen zu
wollen. Wer wird da noch kleinlich nach den Verantwortlichen der
globalen Finanzkrise fragen? Der Kreislauf aus Zerstören und
Aufbauen schließt sich. Clever.
Regine R. (40) aus dem Berliner Friedrichshain hat es immer noch
nicht weiter als bis zum Tellerwaschen gebracht. Mit ihrem Job im
Billigsteakhaus hält sie sich über Wasser und legt von
ihrem Minilohn kleine Beträge für ihren
»amerikanischen Traum« zurück. Im Herbst sollte es
über den großen Teich gehen. Ihr Bruder hat es dorthin
bereits geschafft, doch leider noch nicht auf die Forbes-Liste der
Superreichen. Den Flugschein kaufte sie beim Gelsenkirchener
Reisebüro »Ticket-Point«. Dumm gelaufen.
Denn dessen Mitinhaber Eric K. (39) hält wenig von der
Apostelgeschichte. Vom Firmenkonto leitete er nach und nach fast
1,8 Millionen statt an Reiseveranstalter in eigene Kanäle
weiter. 5000 Urlaubsträume platzten – und keiner
hat’s gesehen. Mit der ganzen Penunze wollte er nach Kuba
türmen, weiß die Bild-Zeitung zu berichten. Nicht um die
Revolution zu retten – dafür müßte er schon
einiges mehr hinlegen. Sondern seinen Arsch. Doch statt den Abflug
in die sonnige Karibik zu machen, begibt er sich in die kalten
Hände des Rechtsstaates. Ohne Angaben zum Verbleib der
Moneten. Nach zwei, drei Jahren guter Führung kann er sich
göttlich für die Haft entschädigen. Gerissen.
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