Tarifeinheit
Die Auseinandersetzung um die gewerkschaftliche Haltung zur
sogenannten Tarifeinheit nimmt auch im aktuellen Express eine
große Rolle ein. Helmut Platow, bisheriger Bereichsleiter
Recht beim ver.di-Bundesvorstand, legt darin eine überzeugende
Analyse vor. Er stellt dar, daß das kürzlich erlassene
Urteil des Bundesarbeitsgerichts (BAG) – das mehrere
Tarifverträge in einem Betrieb für zulässig
erklärt – keineswegs die Unterbietungskonkurrenz durch
sich »christlich« oder anders nennende
»Gewerkschaften« verstärkt. Im Gegenteil
wären Fälle wie bei Jenoptik, wo der
IG-Metall-Flächentarif durch einen Haustarifvertrag der
Christlichen Gewerkschaft Metall (CGM) verdrängt wurde, nach
der neuen Rechtsprechung nicht mehr so leicht möglich. Platow
stellt klar, daß sich die gemeinsame Initiative des Deutschen
Gewerkschaftsbundes (DGB) und der Bundesvereinigung der Deutschen
Arbeitgeberverbände (BDA) für eine gesetzliche
Wiederherstellung der »Tarifeinheit« nicht gegen die
Unter-, sondern gegen die Überbietungskonkurrenz durch
Organisationen wie die Lokführergewerkschaft GDL, die
Vereinigung Cockpit und den Marburger Bund richtet.
Hinter den Kulissen sei schon seit über einem Jahr an der
DGB-BDA-Erklärung gearbeitet worden, erklärt Anton Kobel
in seinem Beitrag. Dies sei »voll an den Mitgliedern und auch
den Delegierten des DGB-Bundeskongresses vorbei« geschehen.
»Ein bemerkenswertes Stück in Sachen
innergewerkschaftlicher Demokratie«, wie Kobel sarkastisch
anmerkt. Statt gemeinsam mit den Unternehmern eine
Einschränkung des Streikrechts zu fordern, sollten die
Gewerkschaften beispielsweise Aktivitäten für den
Grundsatz »ein Betrieb – ein Tarifvertrag – eine
Belegschaft – ein Betriebsrat« entwickeln, um die seit
Jahren bestehende Spaltung innerhalb der Belegschaften zu
beseitigen. (jW)
Express – Zeitung für sozialistische Betriebs- und
Gewerkschaftsarbeit, Nr. 7/2010, 16 Seiten, 3,50 Euro. www.labournet.de/express
Osteuropa
Mit dem Schwerpunkt »Transnationale Unternehmen und
Gewerkschaften in Osteuropa« beschäftigt sich die
aktuelle Ausgabe der Fachzeitschrift Industrielle Beziehungen. Ein
in englisch geschriebener Beitrag dokumentiert die veränderte
Arbeitsteilung in der europäischen Automobilindustrie.
Ein weiterer stellt die Versuche der Beschäftigtenvertreter
bei General Motors dar, eine gesamteuropäische Strategie zu
entwickeln. (jW)
Industrielle Beziehungen– Zeitschrift für Arbeit,
Organisation und Management. Jg. 17, Heft 2/2010, Hampp Verlag,
Jahresabo (vier Ausgaben): 80 Euro