So Leute, das war’s. Die dicke Krise ist abgeblasen, die
Verbraucherlaune steigt wie eine Rakete. Statt Suppenküchen
und Stempelschlangen gab es Fußball-Euphorie und
Flachbildfernseher.
An den Spieltischen des Casinos darf weiter gesetzt werden. Die
verzockten Einsätze der Powerplayer trägt die Bank. Denn
die Kugel muß ja rollen. Der Sound vom unbegrenzten Wachstum
dröhnt wieder, sein gleichförmiger elektronischer
Rhythmus geht ins Blut. Keine richtige Party ohne Tanz. Die geht
auch dann weiter, als es am Rande ein paar Tote im Gedränge
gibt. Pietät muß zurückstehen, wenn es darum geht,
eine allgemeine Panik zu verhindern.
»Wo Profit lockt, wird Kapital kühn«, wußte
schon Kommissar Marx. Mit dessen Rate wächst auch die
kriminelle Energie. Wenn es sich mit provinzieller Geltungssucht
und professioneller Unfähigkeit verbindet, stampft es alle
menschliche Vernunft unter seinen Fuß.
Dann besiegt der Tod selbst die Liebe: Weil Duisburg pleite ist,
weil der Veranstalter kräftig Kohle fördern wollte,
wurden dort zur Love Parade Hunderttausende in eine abgeriegelte
Zahlbox gepreßt, das Gelände am Alten Güterbahnhof.
Das makaber zur Death Parade gewendete Megaevent kann als Sinnbild
gelten. Wo Geld das Maß aller Dinge ist, wird geschmiert und
immer riskanter gespielt.
Hier trifft es die am Rande – zunächst. Für
Milliarden Menschen ist ohnehin kein Platz auf der Party. Für
sie geht es Tag für Tag um die nackte Existenz, um den Zugang
zu einfachsten Gütern. Zum Beispiel Wasser. In dieser Woche
nahm die UNO auf Antrag Boliviens den Anspruch auf sauberes Wasser
in die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte auf. Ein
wichtiger Erfolg, aber nur ein symbolischer. Denn ein Recht,
welches nicht einklagbar ist, ist wie ein feuchter
Händedruck.
Die weggerechnete Krise ist also kein Grund, sich
zurückzulehnen. Damit, wie sich tiefgreifende
Veränderungen am System bewirken lassen, beschäftigt sich
jetzt gerade und noch bis zum 1. September die ATTAC-Sommerakademie
2010 in Hamburg (
www.attac.de).
Wie können Finanzmärkte entwaffnet, wie kann
Klimagerechtigkeit erkämpft, Umverteilung organisiert werden?
Wie hat sich in der Krise das globale Machtgefüge verschoben?
Auch die
junge Welt ist natürlich an der Alster
präsent. Denn diese Zeitung wirkt Tag für Tag daran mit,
Fakten zu liefern und nach Antworten zu suchen. Auch danach, wie
Wohlstand und Spaß für alle möglich sind, ohne
daß wir uns und unseren Planeten zertrampeln.
Und noch bis zum 7. Oktober führen wir unsere eigene
»Sommerakademie« mit vielen politischen Schwerpunkten
fort. Eine »Bewegung für Veränderung« braucht
auch diese Zeitung. Deshalb bieten wir ein Zeitungsabo für
volle drei Monate zum ermäßigten Preis von 48 Euro an.
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