30.07.2010 / Feminismus / Seite 15
Sorgerecht: Kritik an Ministerin
Berlin. Der Verband alleinerziehender Mütter und Väter
(VAMV) hat die Pläne von Bundesjustizministerin Sabine
Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) zur Änderung des Sorgerechts
für Nichtverheiratete scharf kritisiert.
Die Ministerin hatte am vergangenen Wochenende vorgeschlagen,
daß das Sorgerecht künftig bei Geburt eines Kindes
automatisch an beide Eltern fallen soll. Wenn eine ledige Mutter es
nicht mit dem Vater des Kindes teilen möchte, müßte
sie dann vor Gericht ziehen und ihre Gründe darlegen. Bislang
haben ledige Mütter grundsätzlich das alleinige
Sorgerecht. Mit einer Erklärung beim Jugendamt können die
Eltern aber das gemeinsame Sorgerecht beantragen. Unabhängig
davon hat jedes Kind ein eigenständiges Recht auf Umgang mit
beiden Elternteilen. Der Europäische Gerichtshof für
Menschenrechte hatte in einem Urteil im Dezember 2009 die deutsche
Rechtssprechung nur in einem Detail moniert: Auch für nicht
verheiratete Väter müsse die Möglichkeit
offengelassen werden, die gemeinsame Sorge einzuklagen.
Bei Umsetzung des Vorhabens der Ministerin würde
alleinerziehenden Müttern und damit auch ihren Babys
»zusätzlicher und unnötiger Streß
zugemutet«, sagte die VAMV-Vorsitzende Edith Schwab in
Berlin. (jW)
https://www.jungewelt.de/artikel/148369.sorgerecht-kritik-an-ministerin.html