05.07.2010 / Sport / Seite 16
Tagebuch eines Fußballmuffels
Maik Hölzel
Eigentlich wollte ich ja zum allersten Mal zu so einer Fanmeile,
jedoch die Zahlen schreckten mich: 300000 Fans bei 37 Grad im
Schatten, den es dort sowieso nicht gibt. Ich beneidete die
Kanzlerin, in Kapstadt waren es nur achtzehn. Dabei hätte sie
nach dem Willen der Opposition Hausarrest verdient. Für ein
gut klimatisiertes Lokal war es auch schon zu spät, da waren
andere schneller. Also doch Home Viewing. Ich wählte erst mal
Bach, den größten aller deutschen Tonkünstler, Das
Wohltemperierte Klavier. Einen Zuber mit kaltem Wasser stand auch
bereit. Kaum hatte ich die Füße eingetaucht, war der
Ball schon im Tor. Nun ging es eine Weile hin und her, mir fielen
die Augen zu. Erwacht bin ich, als sich draußen ein Hup- und
Trötkonzert mit Feuerwerk erhob. Vier zu null! Na bitte
– geht doch auch ohne mich.
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