Globalisierung I
Die Beschäftigten sind nicht nur Objekte der Globalisierung,
sie können auch zu Akteuren werden. Das zeigen Andreas Bieler,
Ingemar Lindberg und Werner Sauerborn in einem Beitrag im aktuellen
Express, der auf einem Vortrag bei einem Forum der Linksfraktion im
Europaparlament basiert. Darin verarbeiten sie Beispiele
transnationaler Solidarität, die in ganz unterschiedlichen
Kontexten stattfanden. Ein Fall aus dem produzierenden Gewerbe ist
Opel/General Motors, wo die europäischen Belegschaften
regelmäßig in einen
»Schönheitswettbewerb« getrieben werden und sich
gegenseitig unterbieten sollen. Inwieweit das funktioniert oder
durch die Herstellung grenzüberschreitender Solidarität
verhindert werden kann, ist Gegenstand einer der Studien, die in
dem Artikel skizziert werden.
Eine andere bezieht sich auf einen Streik in der srilankischen
Textilfabrik Jaqalanka International. Dieser war zwar erfolgreich
darin, die Anerkennung der Gewerkschaft durchzusetzen. Wenig
später folgte jedoch die Schließung des Werks –
alle 1400 Beschäftigten, die meisten davon Frauen, verloren
ihren Job. Ein ermutigendes Beispiel ist hingegen eine
»Organizing«-Kampagne der US-Gewerkschaft SEIU bei dem
britischen Busunternehmen First Group. Hier gelang es, Busfahrer
des Mutterkonzerns in Großbritannien zu aktiver
Solidarität mit ihren US-Kollegen zu mobilisieren. »Wenn
sie damit durchkommen, versuchen sie irgendwann auch, (diese
Praktiken) hier einzuführen«, erklärte ein
britischer Gewerkschafter seine Motivation dafür.
Die Autoren nennen noch mehrere, sehr unterschiedliche Beispiele
transnationaler Solidarität und kommen zu dem Schluß:
Die Gewerkschaften müßten »durchdenken, wie sie
ihrer eigentlichen Rolle, die Unterbietungskonkurrenz unter
ArbeiterInnen zu begrenzen, unter den neuen strukturellen
Bedingungen der Globalisierung« gerecht werden können.
Erst wenn sie ihr »Globalisierungsdefizit«
überwinden und die Fähigkeit entwickeln, international zu
handeln, könnten sie »zu einem relevanten Gegengewicht
im neuen globalen Kapitalismus werden«. (jW)
Express – Zeitung für sozialistische Betriebs- und
Gewerkschaftsarbeit, Nr. 5-6/2010, 16 Seiten 3,50 Euro, Probeabo:
vier Ausgaben für zehn Euro.
www.labournet.de/express
Globalisierung II
Internationale Gewerkschaftspolitik ist auch der Schwerpunkt der
aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Mitbestimmung. U.a. stellt
DGB-Mann Wolfgang Lutterbach in einem Interview dar, wie der
Gewerkschaftsbund beim G-20-Treffen auf »kreatives
Lobbying« setzt. (jW)
Mitbestimmung, Magazin der Hans-Böckler-Stiftung. Nr.
6/2010, 70 Seiten, Jahresabo: 50 Euro