10.06.2010 / Natur & Wissenschaft / Seite 15
Anhängig: das Meer
Am Dienstag, dem 8. Juni, den die UN 2009 zum »Tag des
Meeres« erklärt haben, bezeichnete der WWF Deutschland
die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko als beispielhaft. Etwa
ein Drittel des Rohöls stammt heute von Förderanlagen im
Meer, Tendenz steigend. Um die 400 Bohrplattformen gibt es in der
Nordsee. Im Normalbetrieb gelangten hier jährlich 14000 Tonnen
Öl ins Wasser. Dazu kommen giftige Bohrschlämme und
Chemikalien. Auch im Nationalpark Wattenmeer wird seit 1985 Öl
gefördert – es gibt eine Ausnahmegenehmigung für
die Plattform Mittelplate. Westlich der britischen Inseln und in
der Barentssee sind Förderanlagen in bis zu 1000 Meter Tiefe
geplant. Man wäre bei Havarien wie im Golf von Mexiko auf
Reparatur-Roboter angewiesen.
Bedroht sind die Meere aber vor allem durch Überfischung,
zumal noch immer Bodenschleppnetze zum Einsatz kommen. In den
Teilen von Nord- und Ostsee, die ausschließlich deutsche
Wirtschaftszone sind, sind zehn Meeresschutzgebiete ausgewiesen.
Die Fischerei aber ist in allen diesen Gebieten zugelassen.
»Zum Schutz der Artenvielfalt in unseren Meeren sind auch
fischereifreie Zonen nötig«, erklärte Stephan
Lutter am Dienstag für den WWF. Mitten in den »Natura
2000«-Schutzgebieten Sylter Außenriff und Östliche
Deutsche Bucht sind der Abbau riesiger Mengen Sand und Kies
genehmigt und damit artenreiche Lebensräume zerstört
worden. Ein vom WWF eingereichtes Beschwerdeverfahren ist seit zwei
Jahren anhängig.
(ddp/jW)
https://www.jungewelt.de/artikel/145647.anhängig-das-meer.html