19.05.2010 / Feuilleton / Seite 12
Zeit und Geld und Elbe
Die Kosten und der Fertigstellungstermin der Hamburger
Elbphilharmonie bleiben weiterhin im unklaren. Bei einer
Informationsveranstaltung für die »Freunde der
Elbphilharmonie« am Montag abend sagte das
Aufsichtsratsmitglied der stadteigenen Realisierungsgesellschaft
(ReGe), Eckart Kottkamp: »Sowohl Zeit als auch Kosten sind in
der Diskussion und können zu diesem Zeitpunkt nicht
abschließend angegeben werden.« Das gesamte Projekt sei
aber ausdrücklich nicht gefährdet.
Das Treffen war kurzfristig anberaumt wurden, nachdem am Wochenende
schwerwiegende Mängel beim Bau der Elbphilharmonie an die
Öffentlichkeit gelangt waren. Die Prüfer der Schweizer
Philharmonie-Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron hatten
die ReGe in der vergangenen Woche auf einer Sondersitzung mit dem
Aufsichtsrat davon in Kenntnis gesetzt. Demnach bestehen
Sicherheitsmängel an tragenden Teilen des
500-Millionen-Euro-Projektes. Auch in dem besonders sensiblen
Bereich des großen Saales sei es zu inakzeptablen
Baumängeln durch die Firma gekommen. »Einige der
Mängel sind besorgniserregend«, sagte
ReGe-Geschäftsführer Heribert Leutner, »aber
Hochtief hat uns zugesichert, alle Mängel
ordnungsgemäß zu beheben.« Man werde sehr genau
darauf achten, daß dies auch geschehe. Zu möglichen
Mehrkosten sagte Leutner: »Ich kann Ihnen zusichern,
daß die Zahlen, die derzeit in den Zeitungen stehen, so am
Schluß nicht von Hamburg gezahlt werden.«
Die Elbphilharmonie sollte die Stadt zunächst 77 Millionen
Euro kosten. Mittlerweile liegt der von der Bürgerschaft
bewilligte Kostenanteil am 500-Millionen-Euro-Bau bei 323,5
Millionen. Hochtief hatte der Stadt zuletzt mitgeteilt, daß
sich die Fertigstellung des Konzerthauses um ein Jahr
verzögert. Der Eröffnungstermin im Mai 2012 ist offenbar
nicht mehr zu halten. (ddp/jW)
https://www.jungewelt.de/artikel/144609.zeit-und-geld-und-elbe.html