05.05.2010 / Feuilleton / Seite 12
Call me Johann
Am Donnerstag liest Hansgeorg Hermann, Theodorakis-Biograph und
jW-Autor, in München aus seinem Roman »Ahab«. Das
Buch ist Ende 2008 erschienen. Möglicherweise war das zu
früh. Erzählt wird die Geschichte eines kretischen
Fischers, dessen Boot 1991 von der US-Marine versenkt wurde, wobei
er ein Bein verlor. Seine Klage auf Entschädigung wurde
abgewiesen.
Als die Flotte zwölf Jahre später zum nächsten
Golfkrieg vor Kreta auftaucht, erklärt sich der zum Trinker
Herabgesunkene bereit, T-Shirts mit der Aufschrift »Democracy
– we deliver« auszuliefern. Wie Käpt’n Ahab
in Melvilles »Moby Dick« sinnt er auf Rache.
Hermanns Ich-Erzähler ist ein Düsseldorfer Exjournalist
namens Johann Brieschke. Dessen Familiengeschichte fand die FAZ in
ihrer Rezension sehr gelungen. Was ihr übel aufstieß,
waren Hermanns »Kritik an der Wertschätzung der
Männer des 20. Juli«, seine »Verspottung der
EU-Wirtschaftspolitik« und natürlich der
»durchgehende Antiamerikanismus«. Auch diese Kritik
kann man nach der Lesung mit Hermann diskutieren. Beginn ist 20 Uhr
im Kulturzentrum in der Augustenstraße 43, 80333
München. (jW)
https://www.jungewelt.de/artikel/143908.call-me-johann.html